Am Sonntag, 24. November 2019, um 12 Uhr, rollt in der Black Box im Gasteig das Rainbow Sound Orchestra Munich (RSO-M) unter der Leitung des musica-femina-münchen-Mitglieds Mary Ellen Kitchens der mehrfach preisgekrönten Dokumentation KOMPONISTINNEN den roten Teppich aus, die am Nachmittag gleich nebenan im Rio Filmpalast am Rosenheimer Platz läuft. In der von musica femina münchen veranstalteten Kombination aus Mittagskonzert und Kinovorstellung bringen die Künstler*innen zwei der vier im Film vorkommenden Komponistinnen zum Klingen, die Kyra Steckeweh und Tim van Beveren in ihrer vielbeachteten und preisgekrönten filmischen Spurensuche porträtierten.
Komponistinnen hatten es nicht nur in vergangenen Jahrhunderten schwer, sondern auch heute noch spielen sie im Konzertbetrieb eine sehr untergeordnete Rolle. Teilweise existiert das Notenmaterial nur in Handschriften, aus denen praktische Ausgaben erstellt werden müssen. Der Musikwissenschaftler Tobias Fasshauer hat sich dieser mühsamen Detailarbeit angenommen und zwei der insgesamt acht Sinfonien Emilie Mayers für Aufführungen eingerichtet. Während er in der Dokumentation die 2. Sinfonie der Berliner Komponistin vorstellt, wird das RSO-M ihre 3. Sinfonie präsentieren, von der bislang keine Einspielung existiert. Außergewöhnlich für eine Frau im 19. Jahrhundert, erhielt Emilie Mayer Unterstützung von einigen ihren männlichen Kollegen und etablierte sich als eine feste Größe im Berliner Musikleben. Ihr Schaffen strahlte auch auf andere Städte aus, jedoch geriet sie nach ihrem Tod schnell in Vergessenheit.
Dagegen zog sich Mel Bonis weitgehend ins Private zurück, nachdem sie zwar zunächst Klavier spielen und am Pariser Conservatoire studieren durfte. Ihre Eltern sorgten anschließend für die Heirat mit einem wohlhabenden Witwer und losgelöst von materiellen Sorgen widmete sich Mel Bonis der Musik. Allerdings blieb ihr die schöne Kunst als berufliche Perspektive aufgrund ihres Geschlechts und gesellschaftlicher Konventionen verwehrt. Sie veröffentlichte viele Klavierstücke, um aber nicht als Frau erkannt zu werden, änderte sie ihren Vornamen von „Mélanie“ zu „Mel“. Auch das Werk Les Gitanosexistiert in Klavierfassungen, allerdings entfaltet sich besonders in der Orchesterfassung das spanische Kolorit in diesem gut dreiminütigen Valse espagnole. Musik der beiden weiteren Komponistinnen aus der Dokumentation Fanny Hensel und Lili Boulanger wird dann am Nachmittag im Film Komponistinnen zu hören sein.
Es erwartet Sie nicht nur eine ungewöhnliche, rund einstündige Matinee, sondern auch ein Erleben der Werke aus einem ganz besonderen Blickwinkel: Das Orchester wird in der Saalmitte Platz nehmen und vielleicht darf sich das Publikum auch unter die Musiker*innen mischen, um so das Konzert aus nächster Nähe und ungewohnter Hörperspektive zu genießen.
Sonntag, 24. November 2019
12:00 Uhr | Black Box
€ 10,– (Karten buchen über München Ticket)
Rainbow Sound Orchestra Munich
Leitung: Mary Ellen Kitchens
Emilie Mayer (1812–1883)
Symphonie Nr. 3 C-Dur
(1850, Entdeckung aus der Staatsbibliothek in Berlin – es gibt bislang überhaupt keine Einspielung dieses Werks)
Mel Bonis (1858–1937)
Les Gitanos
op. 15/3 für Orchester (1891)
Veranstalterin: musica femina münchen e. V.
Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferats der LH München
Der Film läuft um 14:30 Uhr im Rio Filmpalast am Rosenheimer Platz.
Anschließend Filmgespräch in Anwesenheit der Filmemacher Kyra Steckeweh, Tim van Beveren sowie Susanne Wosnitzka als Mitwirkender im Film
Karten zu € 9,50,– bitte direkt beim Kino unter www.riopalast.de reservieren.
Text: RSO-M