„So entsteht eine Legende!“ – Digitalisierung des mfm-Bestands

Fanny Hensel, gezeichnet von Wilhelm Hensel © wikimedia.commons (gemeinfrei)
Fanny Hensel, gezeichnet von Wilhelm Hensel © wikimedia.commons (gemeinfrei)

Anfang letzten Jahres hatte ich die Ehre, wieder einen Beitrag für das Digitale Deutsche Frauenarchiv (DDF) zu verfassen. Im Jahr davor war durch Mary Ellen Kitchens – im Vorstand des Archivs Frau und Musik in Frankfurt/Main – angestoßen worden, die Programmhefte des seit 1988 agierenden Vereins musica femina münchen (mfm) zu digitalisieren, der etliche Erst- und Uraufführungen für sich verbuchen kann einschließlich der UA von Fanny Hensels Klavierquartett As-Dur 1989.

Bedeutende Komponistinnen-Sammlung

Seit wenigen Jahren befindet sich die Sammlung von mfm bzw. das Komponistinnen-Archiv München (KAM) im Archiv Frau und Musik, wo es für Forschungszwecke und Auswertungen eingesehen werden kann.

Die liebevoll von Hand und handschriftlich gestalteten Programmhefte zeugen von einer unglaublichen Spiel- und Aufführungsfreude, diese zu lange negierten Leistungen von Komponistinnen wieder sicht- und hörbar zu machen. Auslöser dazu war ein Frauenmusikfest 1987 in München, das vor allem der Rockmusik galt. Ein Testkonzert im Gasteig, ob sich auch klassische Werke von Frauen lohnen, sprengte mit rund 400 verkauften Tickets begeistert den zuvor argwöhnisch beäugten Rahmen.

„So entsteht eine Legende!“

Für seine weitere Pionierinnen-Arbeit wurde mfm mit dem Anita-Augspurg-Preis für das Jahr 1998 ausgezeichnet. Ein Logbuch – ein Konzerttagebuch – ist das Highlight der mfm-Sammlung: Darin hielt die erste mfm-Generation ihre Gedanken zu Aufführungen, zu Konzertbesprechungen, zu Kritik, zum Celibidache-Skandal und einigen weiteren Ereignissen einschließlich dem vom ersten mfm-Konzert beflügelten Ausspruch „So entsteht eine Legende!“ fest.

Lesen Sie hier den neuen DDF-Blogbeitrag zur Programmgeschichte von mfm einschließlich einiger vorgestellter digitalisierter Exponate, um mehr über dieses bedeutende Wirken dieses kleinen Vereins in München zu lesen, der sehr dazu beiträgt, dass – gemäß den Marketing-Slogans Münchens – die Stadt leuchtet und bunt bleibt.

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Weitere von mir verfasste und im DDF erschienene Blogbeiträge:

♣ Susanne Wosnitzka: „So entsteht eine Legende!“ – Digitalisierung der Programmbestände von musica femina münchen, in: Digitales Deutsches Frauenarchiv 2024.
♣ Anne-Marie Bernhard/Susanne Wosnitzka: Akteurinnen: Elke Mascha Blankenburg, in: Digitales Deutsches Frauenarchiv 2021.
♣ Anne-Maire Bernhard/Martina Bick/Susanne Wosnitzka: Packend wie ein Ringkanon: Das Netzwerk Frau, Musik und Gender, in: Digitales Deutsches Frauenarchiv 2020.
♣ Anne-Marie Bernhard/Martina Bick/Susanne Wosnitzka: „Shout, shout, up with your song!“ Formen der Vernetzung von Frauen in der Musikkultur, in: Digitales Deutsches Frauenarchiv 2020.
♣ Anne-Marie Bernhard/Julian Fischer/Elisabeth Treydte/Susanne Wosnitzka: VivaVoce: Vom Vereinsrundbrief zur Fachzeitschrift, in: Digitales Deutsches Frauenarchiv 2019.
♣ Martina Bick/Susanne Wosnitzka: Und sie spielten, sangen, komponierten und dirigierten doch: DIe lange verschwiegenen Frauen in der Musik!, in: Digitales Deutsches Frauenarchiv 2019.

Alma & Oskar | Filmpremiere

München-Premiere mit anschließendem Film- & Themengespräch nach der Vorstellung
Donnerstag, 6. Juli 2023, 20:00 Uhr, City-Kino, München (mit Susanne Wosnitzka im Filmgespräch im Anschluss)

Wien, 1912: Nach dem Tod von Gustav Mahler ist Alma Mahler (EMILY COX) eine wohlhabende Frau, die feine Gesellschaft Wiens liegt der jungen Witwe zu Füßen. Doch Alma verabscheut die Konvention. Ihr Interesse gilt dem “Enfant terrible” der Kunstszene, dem expressionistischen Maler Oskar Kokoschka (VALENTIN POSTLMAYR), der mit seinen radikalen Arbeiten für Skandale sorgt. Es beginnt eine leidenschaftliche Affäre, bei der unterschiedliche Lebensentwürfe aufeinanderprallen. Oskar betrachtet Alma als seine Muse, ist eifersüchtig und besitzergreifend. Doch Alma hat selbst Ambitionen als Künstlerin und Komponistin in einer Zeit, in der das für eine Frau nicht üblich ist. Ein Spiel um Macht und Abhängigkeit entsteht, das Alma und Oskar an den Rand der Selbstzerstörung führt. (Quelle: Verleih)

Österreich 2023; Regie: Dieter Berner

Darsteller: Emily Cox, Valentin Postlmayr, Anton von Lucke u. a.

Femmes – neue Doppel-CD von Raphaela Gromes

Vorab-Release von Raphaela Gromes‘ neuer Doppel-CD Femmes: Vorbestellungen ab sofort möglich!

Vor wenigen Wochen schrieb mir Raphaela Gromes‘ gute Bekannte Mary Ellen Kitchens, ob ich mir vorstellen könnte, einen Booklet-Text für die weltbekannte junge Cellistin für eine neue CD zu schreiben. Ich hatte noch eine große Veranstaltung abzuwickeln und es würde verdammt wenig Zeit dafür bleiben, aber wer sagt schon einer Größe wie Raphaela Gromes ab?

Vom Hören zum Schreiben: Femmes!

Es stellte sich heraus: Raphaela hatte in ihrem Lieblingspodcast – in einer Folge von Die Podcastin von Dr. Regula Stämpfli und Dr. Isabel Rohner – von mir gehört, die in höchsten Tönen von meiner Arbeit zu Komponistinnen erzählten. Raphaela wurde neugierig, stöberte auf meiner Webseite und war auf der Stelle überzeugt, dass ich für sie schreiben sollte. Und so geschah es. In einer bestimmten Anzahl an Wörtern oder Zeichen, mit einer pressanten Deadline. Es galt, fünf noch leere Seiten elektronisches Papier zu befüllen. Aber wo anfangen bei 23 Komponistinnen? Was hatten sie gemeinsam außer der Liebe zur Musik? Diskriminierung aufgrund ihres Geschlechts? Auf jeden Fall!

So erinnerte ich mich daran, was der Musikkritiker Marc Blitzstein schockiert schrieb, als er erst 1960 zum ersten Mal ein Werk der früh verstorbenen Komponistin Lili Boulanger (1893–1918) auf Schallplatte gehört hatte – Musik, die von Lilis Schwester Nadia auch zum ersten Mal überhaupt herausgegeben wurde: „Was haben wir all die Jahre an guter Musik verpasst?“

Aufgeholt!

Der perfekte Beginn, um einen roten Faden zu haben. Und dann flossen die Wörter nur so. Und zwar so gut, dass – noch ein bisschen zwischen Raphaela und ihrem Klavierpartner Julian Riem hin und her – SONY Classics überhaupt keine Änderungswünsche hatte. Auch Raphaela war erstaunt – so etwas war bei ihren bisherigen Produktionen noch nicht dagewesen!

Und heute nun eröffnete ihr Publikationspartner jpc den Vorverkauf und gab das Cover der Doppel-CD Femmes preis:

CD-Cover "Femmes" von Raphaela Gromes © Sony Classics
CD-Cover „Femmes“ von Raphaela Gromes © Sony Classics

Raphaela Gromes auf Instagram (3. November 2022):
Mit mir gemeinsam musiziert mein Lieblingsorchester Festival Strings Lucerne und deren künstlerischen Leiter Daniel Dodds und natürlich mein Duopartner Julian Riem, die Traum-Zusammenarbeit wird noch ergänzt durch meine Lieblings-Tonmeisterin Marie-Josefin Melchior und die unglaubliche Susanne Wosnitzka, die einen mitreißenden Booklettext verfasst hat! Danke an euch alle, es war und ist ein unglaublich beglückendes Projekt für mich und ich freue mich auf alles, was folgt!“

Release – save the date!

Der offizielle CD-Release erfolgte am 3. Februar 2023. Das Release-Konzert mit dem gesamten Orchester fand am 5. Februar 2023 im ausverkauften Münchener Prinzregententheater statt. Ich freue mich sehr, ein Teil dieses herausragenden CD-Projekts zu sein und auf weitere Veranstaltungen und Aktionen!

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Tantiemen für Caroline van Beethoven

Ludwig van Beethoven und das liebe Geld. Zeitlebens musste er dafür kämpfen, für seine Kompositionen anständig bezahlt zu werden. Tantiemen, die pro Aufführung/Druck einen Anteil gewährten, gab es damals noch nicht. Und doch bekam Beethoven Tantiemen. DIE Beethoven! Eine Frau? Ja!

Nämlich Caroline van Beethoven (1808–1891), die Frau seines Neffen Karl (1806–1858). Zwar ist bekannt, dass man für die sehr verarmte Frau in Wien Spenden durch Benefizkonzerte sammelte, wohl aber noch nicht, dass sie von München aus sogar Tantiemen erhielt für jede Aufführung von Ludwig van Beethovens Fidelio im Münchner Hoftheater: Fünf Prozent der Einnahmen auf die Dauer von zwei Jahren. „Tantiemen für Caroline van Beethoven“ weiterlesen

Die Löwinnen von Paris | Radio Lora zum Nachhören

Titelcover zu "Die Löwinnen von Paris" © Anita Raphaela Klaiber
Titelcover zu „Die Löwinnen von Paris“ © Anita Raphaela Klaiber

Anfang Februar war ich zu Gast im Kofra e. V. in München mit meinem Vortrag zur unbekannten Hosenträgerin Emilie Lehmann, die Revolutions- und Emanzipationslieder verfasste, und zu den Löwinnen von Paris im Mittelpunkt, einer großen ebenfalls noch kaum bekannten Frauenbewegung in Paris, deretwegen noch im 18. Jahrhundert neue Hosenverbots-Gesetze eingeführt wurden, die – lange vergessen – offiziell bis 2013 galten.

Journalistin Elke Amberg hat mich zu meiner Forschungsarbeit interviewt, vor wenigen Tagen im Radio Lora München im Rahmen des Internationalen Frauentags ausgestrahlt wurde.

Jetzt kann man dieses Interview dort auch nachhören oder über YouTube:


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Zeitgleich ist mein Aufsatz dazu auch als gedruckte Publikation erschienen:
OutSisters – InSisters – Lesben. Lesbisch-feministisches Begehren um Autonomie. Reader zum Lesbenfrühlingstreffen 2021 Bremen: «Lesbenfrühling – rising to the roots», herausgegeben von Barbara Guth und Susanne Bischoff, ISBN/EAN 978-3-347-54788-9, Preis 24.90 €/28.00 CHF. Ein dickes Buch von Gewicht: 715 Gramm, 386 Seiten, Format 24 × 17 cm, reich bebildert:

„In den umfangreichen Kapiteln «Auszüge erforschter Frauenliebe», «Feministische Perspektiven frauenliebender Frauen», «FrauenLesbenWirklichkeiten» präsentieren sodann feministische Autorinnen aus verschiedenen Ländern Ausschnitte ihrer Arbeiten für historische, kulturelle, künstlerische, körper-, gesundheits- und gesellschaftspolitische Sichtweisen lesbischer Frauen und laden zum Stöbern, Diskutieren und Forschen ein.“

Ich wünsche damit viel Freude und schöne Entdeckungen!

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Die Löwinnen von Paris – Frauen in Hosen an vorderster Front | Vortrag

Titelcover zu "Die Löwinnen von Paris" © Anita Raphaela Klaiber
Titelcover zu „Die Löwinnen von Paris“ © Anita Raphaela Klaiber

Dienstag, 1. Februar 2022, 19:00 Uhr
Die Löwinnen von Paris. Frauen in Hosen an vorderster Front

Für diesen Vortrag öffnet Susanne Wosnitzka M. A. ihre Schatzkiste an Wissen mit absolut neuen Erkenntnissen aus historischen Zeitungen zu Frauen in Hosen aus der Zeit zwischen 1750 und 1850, die sie im Zuge ihrer Dissertation wiederentdeckt hat. Sie entblättert bislang unveröffentlichtes Material zu Heldinnen auf Schlachtfeldern, Frauenarmeen um 1800 in Europa, Vorkämpferinnen der Frauen(wahl)rechte in völlig neuer Facette. Darunter waren die Löwinnen von Paris, die selbstbewusst neue feministisch-modische Zeichen setzten, von der Justiz angeprangerte Frauen lautstark unterstützten, gesellschaftliche Tabus brachen und untereinander bestens vernetzt waren.

* Von Petitionen um 1830, die gegenderte Sprache forderten!
* Von großen Frauendemos in England bereits 100 Jahre vor der Suffragettenbewegung!
* Feministisch-lesbische Subkultur, die salonfähig wurde.
* Das bislang unbekannte politische Credo von Emilie Lehmann
* Die Hosen-Netzwerke, die sich nach Deutschland erstreckten
*  Was hatte George Sand mit den Löwinnen zu tun?

Live im KOFRA München, Baaderstraße 30, oder per Zoom – je nach Corona-Lage. Zugangslink nach Anmeldung zum Event. Anmeldung via kofra[at]mnet-online.de.

Vilma von Webenau – verwehte Spuren?

Konzertplakat in Wien © Susanne Wosnitzka
Konzertplakat in Wien © Susanne Wosnitzka

Ein Forschungseinblick von Susanne Wosnitzka

Text erstmals veröffentlicht am 30. Juni 2019 unter https://www.jourfixe-muenchen-ev.com/vilma-von-webenau-verwehte-spuren-finden/ als Gastbeitrag für jourfixe München (ursprüngliche Webseite allerdings nicht mehr vorhanden, daher hier noch einmal wiedergegeben)

Die Lebensspuren einer äußerst bescheidenen Frau wiederzufinden ist nicht einfach.[1] Ab 1898 studierte Wilhelmine Eveline Maria von Webenau (1875–1953) – genannt Vilma – beim damals 24-jährigen Arnold Schönberg (1874–1951) als dessen erste bekannte Privatschülerin. Auf seine Einladung folgte sie ihm um 1900 nach Berlin, gab Konzerte in London, lebte zeitweise in München und dann in Wien, wo sie später in drückender Armut starb. Von Schönberg als Komponistin ihrer Zeit geschätzt, ist ihr Name heute in keiner einzigen Schönberg-Biografie als Schülerin/Studentin zu finden. Puzzlestück für Puzzlestück zusammengetragen ergibt sich nun ein Bild mit Potenzial zu Großem: Mehr als 100 Werke Vilma von Webenaus harren in Wien noch ihrer Entdeckung!

Vilma Webenau im Jahr 1927, Fotografie, für den 50. Geburtstag von Arnold Schönberg, © gemeinfrei, Schönberg Center Wien
Vilma Webenau im Jahr 1927, Fotografie, für den 50. Geburtstag von Arnold Schönberg, © gemeinfrei, Schönberg Center Wien

Mit vier daraus ausgesuchten Werken Webenaus begann musica femina münchen e. V. (mfm), diesen unglaublichen und nahezu völlig vergessenen Schatz zu heben – sie erklangen am 3. Dezember 2014 im Rahmenprogramm der Ausstellung Ab nach München! Künstlerinnen um 1900 im Münchner Stadtmuseum als wohl deutsche Erst- oder vielleicht auch als Uraufführungen. Dieses Event, meine Forschungen und Veröffentlichungen stellten den Auftakt dar zu einer daraufhin einsetzenden Nachfrage nach Wissen zu Vilma von Webenaus Leben und Werk. Dieser Blogtext stellt keinen wissenschaftlichen Artikel dar, sondern soll einen Einblick in einen Teil meiner Arbeit geben. „Vilma von Webenau – verwehte Spuren?“ weiterlesen

RAPE & CULTURE | Podiumsgespräch 11. September München

Am Samstag, 11. September 2021, spreche ich in der Podiumsdiskussion zur UA des Bühnenwerks RAPE & CULTURE des HIDALGO-Festivals im Münchner Sugar Mountain, das auf anonymen Interviews mit Betroffenen sexualisierter Gewalt im klassischen Bühnen- und Konzertbetrieb basiert.

Das ganze Festival steht im Zeichen von Antisexismus, Diversity und echter, tragender Netzwerke in der Musik.

Das ganze tolle Programm – auch mit Schostakowitschs 14. Sinfonie unter Leitung von Johanna Malangré finden Sie hier.

Caroline von Staudt – Augsburger Claviervirtuosin mit seltener Bravour

Wie entdeckt man eine unbekannte, verschollen gegangene Pianistin des 19. Jahrhunderts – Caroline von Staudt? Indem man nicht gezielt danach sucht. Sie kennen das: Man stöbert vielleicht jahrelang nach der großen Liebe in irgendwelchen Paar-Foren und Handy-Apps und zeigt sich da von seiner geschlecktesten Seite, findet dann seine große Liebe aber an der Supermarktkasse im Jogginganzug.

So ähnlich finde ich meine ‚Liebschaften‘: Meist im gemütlichen Outfit am Schreibtisch und im Scrollen durch historische Zeitungen. So auch in diesem Fall. In diesem Fall fanden sich aber zusätzlich klavierspielende und komponierende (!) Nachfahrinnen, die bislang nichts von ihrer musikalischen Vorfahrin wussten. Also alles wahnsinnig aufregend und für die heutige Familie von Staudt spektakulär! Und so kam es dazu: „Caroline von Staudt – Augsburger Claviervirtuosin mit seltener Bravour“ weiterlesen

Ethel Smyth – Suffragette in München | #femaleheritage

Read this article in English here: Ethel Smyth – a  firecracker in Munich. Thanks to Gabriella Di Laccio to publish it on her website ‚donne – women in music‘ (28, Juni 2021)

Ethel Smyth (1858–1944) war ein Kracher. Sie ließ so gut wie nichts anbrennen, war ihrer Zeit voraus, bewegte sich in höchsten und coolsten Kreisen, war musisch wie schriftstellerisch höchstbegabt, war unglaublich mutig, indem sie sich gegen gesellschaftliche Normen und Frauenhasser stellte und dadurch großartiges Neues schuf, darunter ihr The March of the Women, den sie 1910 für die Treffen und Demos der britischen Frauenwahlrechtskämpferinnen zusammen mit der Poetin Cicely Hamilton (1872–1952) verfasst hatte. Dieser Marsch ist in den letzten Jahren bekannter geworden und wird gerne – weil er so wunderbar eingängig ist – mittlerweile wieder besonders zu Veranstaltungen rund um den Internationalen Frauentag gesungen. Auch im Film Suffragette (2015) konnte man einen Teil davon bei einer nachgestellten Demo hören.


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Leipzig, ick hör dir trapsen

Ethel Smyth, aufgewachsen in einem Vorort von London in einer Familie der gehobenen Mittelschicht, hatte eine deutsche Nanny, die in Leipzig pianistisch ausgebildet worden war und Klein-Ethel Klavierunterricht gab. Es stellte sich schnell heraus, dass Ethel für Musik besonders begabt war. In ihr reifte die Idee, ebenfalls in Leipzig zu studieren. Aber nicht das Klavierspiel, um Interpretin zu werden, sondern um Komponistin zu werden! Das galt damals als ziemlich aussichtslos, da Frauen aufgrund ihres Geschlechts keine Chance hatten, als Kapellmeisterin einen Job zu bekommen. Was mit ein Grund ist, warum Großwerke von Frauen heute kaum bekannt sind – sie konnten ihre Werke eben nicht einfach mit einem Orchester, dem sie vorstanden, einüben und selbstverständlich aufführen.[1] Sie hätten dazu ein Orchester und einen Konzertsaal anmieten und hätten selbst für Werbung etc. sorgen müssen. Emilie Mayer (1812–1883) konnte das eine Zeit lang, weil sie über entsprechendes Privatgeld verfügt hatte – das dann irgendwann aufgebraucht war, sodass weitere Großwerke wohl deswegen zu Lebzeiten nie auf die Bühnen gebracht wurde. „Ethel Smyth – Suffragette in München | #femaleheritage“ weiterlesen

Anna Billmaier, die Schlächterin von Haidhausen | #femaleheritage

Historische Zeitungen sind nicht nur ein Quell der Freude an längst verschütt gegangenen Nachrichten zu Kunst und Kultur, sondern auch ein Hort der Dokumentation des Bösen wie im Fall der Anna Billmaier in München-Haidhausen 1848.

CN Gewaltverbrechen
Triggerwarnung!

Im Rahmen der Forschungen zu meiner musikwissenschaftlichen Dissertation anhand mehrerer historischer Augsburger Tageszeitungen der Jahre 1746 bis 1878, die national und international berichteten, kam auch eine Fülle an Gewaltverbrechen und vermeidbarer Tode hervor. Unter Ersteren auch eine Menge an – in heutigen Zeitungen gerne genannten – ‚Beziehungsdramen‘; Männer, die ihre Ehefrauen und/oder Kinder aus eigenem Lebensüberdruss umbrachten, aus Eifersucht, kleinem Ego und toxischen Männlichkeitsvorstellungen – die ganze Palette, die man noch heute in solchen Nachrichten findet. In historischen Zeitungen, die aus (pseudo)moralischen Gründen unschickliche Begriffe sonst vermieden, werden solche Morde sehr klar als solche bezeichnet. Das Wort ‚Beziehungsdrama‘ habe ich in keiner der vier von mir lückenlos untersuchten Magazine gelesen. „Anna Billmaier, die Schlächterin von Haidhausen | #femaleheritage“ weiterlesen

Politisches Credo in Hosen mit Löwinnen | #femaleheritage

„Wenn wir jedoch verstehen wollen, warum Frauen, selbst wenn ihnen nicht der Mund verboten wird, noch immer einen sehr hohen Preis zahlen, um Gehör zu finden – und wenn wir daran etwas ändern möchten –, dann müssen wir einsehen, dass das Ganze komplizierter ist und eine lange Geschichte dahintersteht.“ – Mary Beard, mit Weitsicht

Sie hat recht. Es. Ist. Kompliziert. Und es ist mit einer langen Geschichte dahinter. Auch noch unbekannter Geschichte, die ich in diesem Blogtext mit einer neuen Theorie für die #femaleheritage-Blogparade der Monacensia München erstmals vorstellen möchte. Was es nicht weniger kompliziert macht. Das Bekannte sind einzelne Leuchtpunkte der Frauenbewegungsgeschichte, die aber offenbar ein ganzes Lichtermeer hinter sich gehabt haben in Form einer noch unbekannten Pariser Frauenbewegung, die über klare Erkennungsmerkmale verfügte, einen Namen hatte und die meinen Überlegungen nach wegweisend für die deutsche Frauenbewegung ab 1848/49 gewesen war.

Neue Wege

Seit Jahren beschäftige ich mich im Rahmen meiner musikwissenschaftlichen Dissertation mit mehreren historischen Augsburger Tageszeitungen, die ich für die Jahre 1746 bis 1878 hauptsächlich auf Musikkulturnachrichten in Gänze abgegrast habe. Das ergab ein unglaublich dichtes Netz an großteils unbekannten Informationen nicht nur zum Musik- und Kulturleben, das Hand in Hand ging, sondern auch zu allem, was die Menschen bewegt hat. Angefangen von seltsamen Wettererscheinungen und Naturkatastrophen (lückenlos dokumentiert) und neuen Erfindungen (und bekannte, die teils noch weiter zurückdatiert werden können), über unbekannte Episoden und Einzelschicksale aus der Französischen Revolution bis hin zu politischen Begebenheiten, die die Welt aus den Fugen gebracht haben. „Politisches Credo in Hosen mit Löwinnen | #femaleheritage“ weiterlesen

Clara Schumann hat null Bock | #femaleheritage

Clara Schumann hat null Bock. Sidekick: Unbekanntes zu Franz Liszt in Augsburg. Neues zur Konzertorganisation im 19. Jahrhundert in Augsburg und München

Maximilianstraße Augsburg. I. Owen nach Robert Batty, ca. 1835 © wikimedia.commons (gemeinfrei)
Maximilianstraße Augsburg. I. Owen nach Robert Batty, ca. 1835 © wikimedia.commons (gemeinfrei)

Blogtext gewidmet meiner Freundin Luise Kimm, Sängerin

This blogtext, written for the #femaleheritage blogparade of the Monacensia Munich, is now available in English! Thanks to Gabriella Di Laccio to publish it on her website Donne365!

Geht man ins Konzert, geht man in ein Konzerthaus, ins Theater oder in eine Kirche. Im 18. und 19. Jahrhundert ging man dazu in eine Gaststätte, in ein Hotel oder in eines der Zunfthäuser, die über einen großen Tanzsaal für Hochzeiten und andere Anlässe verfügten. Eigens als Konzertsaal angelegte Lokalitäten gab es erst relativ spät mit steigender (Massen)Nachfrage von Konzerten der Virtuosen-Superstars Niccolò Paganini (1782–1840) und Franz Liszt (1811–1886), der Schwestern Teresa (1827–1904) und Maria (1832–1848) Milanollo sowie ganzer Orchestertrupps wie dem von Johann Strauss sen. (1804–1849), die auf ihren Tourneen überall und von sehr vielen Menschen gehört werden wollten. Einer der ersten neugebauten richtigen Konzertsäle war das Münchner Odeon, erbaut 1826/28 von Leo von Klenze (1784–1864) für genau solche Zwecke.

Gaststätten im Zentrum
Apollo-Saal der Goldenen Traube. Postkarte um 1910 © Eigentum von Susanne Wosnitzka
Apollo-Saal der Goldenen Traube. Postkarte um 1910 © Eigentum von Susanne Wosnitzka

In Augsburg hingegen gab es so etwas bis Ende des 19. Jahrhunderts nicht. Dafür hatte man den großen Apollo-Saal der heute nur noch wenig bekannten Goldenen Traube, die im 18. und 19. Jahrhundert das Zentrum bürgerlicher Musikausübung war und Thema meiner sich in Arbeit befindenden Dissertation ist. Für diese durchforstete ich in den letzten Jahren neun Augsburger Tageszeitungen der Jahre 1746 bis (jetzt) 1878 (vorläufiges Ende der Digitalisierung mit Warten auf Nachschub) auf Musik- und Kulturnachrichten – über 100 Jahre dichteste Lokal- und Weltgeschichte mit zahlreichen anderen hochinteressanten Funden anderer Sparten, mit denen sich zum Beispiel auch die Geschichte der Ballonfahrt neu schreiben ließe oder die europäische Frauenbewegungsgeschichte, zu der ich einen eigenen unbekannten französischen Strang entdeckt habe, der zum Inhalt eines anderen Histoblogs der #femaleheritage-Blogparade der Monacensia München wird. An dieser Stelle bedanke ich mich herzlich bei den Organisatorinnen für die persönliche Einladung, für diese Aktion mein Wissen in mehreren Blogtexten präsentieren zu können. Dieser hier ist der erste in der Reihe. „Clara Schumann hat null Bock | #femaleheritage“ weiterlesen

Corona und Cholera – wortgleich wiederholte Geschichte

Wiederholt sich Geschichte nur dann nicht, wenn man aus ihr gelernt hat? Geschichte wiederholt sich manchmal sehr, und manchmal sogar als ziemlich exakte Kopie, auch im Wortlaut zu Corona und Cholera, mit rund 170 Jahren an Überlegungszeit dazwischen. Das ist mir in meinen Forschungen, zu denen ich mehrere Augsburger Tageszeitungen der Jahre 1746 bis 1878 in Gänze (!) auf Musik-, Kultur- und andere hochinteressante Meldungen[1] abgraste,  in dieser Deutlichkeit so nur im folgenden historischen Bericht begegnet, den ich gestern auf Twitter analysiert habe. Da dieser Tweet dort viral ging, stelle ich die ganze Geschichte hier noch einmal etwas weiter ausgebaut zur Verfügung:

„Corona existiert nicht, es ist eine künstliche, von der Politik geschaffene Krankheit!“ – 2020 zigfach auf sog. Corona-Demos gehört. „Die Cholera existirt nicht, es ist eine künstliche, politische Krankheit!“ – O-Ton 1849. Frappierende Ähnlichkeit? Es gibt weitere!

Verschwörungstheorie von Corona und der Cholera im Wortlaut, Augsburger Tagblatt 1849
Verschwörungstheorie von Corona und der Cholera im Wortlaut, Augsburger Tagblatt 1849

Augsburger Tagblatt, No. 234. Montag 27. August 1849, S. 1209: „Paris, 22. Aug. In Rochefort ist es am 14. August zu traurigen Scenen gekommen. Die Cholera trat dort so furchtbar auf, daß sie verhältnißmäßig die große Zahl von 21 Opfern täglich forderte, und fast nur aus der untern Volksclasse.“

Ein Volk in der Gosse
Augsburg um 1835. Stahlstich von F. Höfer © Wikimedia.Commons (gemeinfrei)
Augsburg um 1835. Stahlstich von F. Höfer © Wikimedia.Commons (gemeinfrei)

Weil die „untere Volksclasse“ regelrecht in der Kloake lebte. Über Jahre wurde zum Beispiel in Augsburg darum gebeten, pestilenzialisch stinkende Kanäle zu reinigen und abzudecken (besonders betroffen: der Hunoldsgraben hinter dem Rathaus), den Kot, der auf Haufen in den Straßen gesammelt wurde, regelmäßiger wegzufahren. Die Stadt reagierte kaum darauf. Augsburg war noch einigermaßen gut dran, da das „Corona und Cholera – wortgleich wiederholte Geschichte“ weiterlesen

Die Cholera 1832 in Augsburg – nur ein ‚Gespenst‘?

Karikatur eines Mannes, der sich vor der Cholera schützen will © Wellcome Collection, Attribution (CC BY 4.0)
Karikatur eines Mannes, der sich vor der Cholera schützen will © Wellcome Collection, Attribution (CC BY 4.0)

„Im Jahr 1817 war die Cholera von englischen Ärzten in Ostindien als eine bis dahin kaum beachtete Krankheit beschrieben worden. 1830 kam die Cholera erstmals nach Europa, 1831 tauchte sie in Deutschland auf. […] 1832 erreichte die Cholera Augsburg und forderte Tote.“[1] 1854 brandete diese Krankheit erneut auf, an der dann Hunderte gestorben sind. Doch wie viele starben 1832? Darüber erfährt man aus dem Artikel der Augsburger Allgemeinen (AZ) leider nichts. Offenbar gibt es dazu noch keinerlei Forschungen bzw. Veröffentlichungen. Daher stellt dieser Blogtext einen Versuch der Rekonstruktion der Ereignisse dieser Jahre dar. Laut meinen Funden starben in Augsburg genau fünf Personen an der Cholera, allerdings erst 1836/37 und nicht 1832 – im Gegensatz zu München, wo es Hunderte Tote gab. Wie kam das?

Vorgeschichte

Einer der Reporter, der 1832 für die AZ aus anderen betroffenen Städten berichtete, war Heinrich Heine (1797/98–1856), der aus seinen Erlebnissen ein Buch[2] machte und das – sehr lesenswert! – verblüffende Ähnlichkeiten zur Corona-Epidemie 2019/2020 aufweist. Solche Berichte waren für die Menschen überlebenswichtig: Wie kann man dieser Krankheit begegnen, wie kann man ihr am besten ausweichen? Welche Heilmittel stehen zur Verfügung? Wie kann man Ausbreitung verhindern? Denn dass das Bakterium Vibrio cholerae dahintersteckt, wusste man damals noch nicht. Damals erfuhr man zwar permanent, dass hinter abscheulich stinkenden Pfützen und Kot-Abraumen in den Gassen, von Klosettanlagen oder ähnlich verwendeten Kanälen ein ‚pestilenziarischer‘ Gestank ausging (und man durch diese Wortwahl auch ahnen kann, dass damit irgendwie Zusammenhänge hergestellt wurden), aber konkret wusste man zur tatsächlichen Verbreitung, Aufnahme und zu Erkrankungszusammenhängen so gut wie nichts. „Die Cholera 1832 in Augsburg – nur ein ‚Gespenst‘?“ weiterlesen

+++verschoben+++ „Und sie komponieren, dirigieren doch!“ | Konferenz

Diversity in Music – Komponistinnen und Dirigentinnen im Musikleben heute
Freitag 20. März bis Sonntag 22. März 2020 in München, Orff-Zentrum
+++Wegen CORONA abgesagt+++
WIRD VERSCHOBEN!

Gibt es wirklich so wenige Komponistinnen, die Werke für große Chöre und Orchester geschrieben haben? Oder ist das nur ein Argument, um die Musik von Frauen nicht aufzuführen? Auch das Argument „mangelnder Qualität“ oder „das Gute setzt sich durch“ erscheint angesichts eines engen Kanons an immer wieder Gleichem kaum mehr haltbar.

Gerade die Alte-Musik-Szene hat den Beweis erbracht, dass unzählige Werke in den Archiven schlummern, die mit großer Begeisterung wiederentdeckt werden. Und führt nicht gerade diese enge Tradition der Klassischen Musik in die aktuelle Krise und Stagnation? Wäre mehr Diversität nicht auch hier die geeignete Lösung?

Auf dieser Konferenz beleuchten wir die Voraussetzungen für die Musikprogramm-Planung heute. Es gibt zahlreiche Werke von Komponistinnen, um bei Konzerten ein gerechteres Geschlechterverhältnis zu erreichen und Chören und Orchestern des 21. Jahrhunderts neue Hörer*innenschichten zu erschließen. Musik von Frauen ist es wert, aufgeführt zu werden!

Für das Musikleben insgesamt stellt es eine Bereicherung dar, auch das weibliche Erbe lebendig zu halten und zeitgenössischen Komponistinnen ein Podium zu bieten.
Die Konferenz bietet

• einen Roundtable mit Expert*innen und Programmplaner*innen von Orchestern und Musiktheatern
• eine Vorstellung praktikabler Stücke für Chor und Orchester
• eine Vorstellung hilfreicher Datenbanken zur Werkrecherche
• einen Kompositionsworkshop
• einen Dirigierworkshop
• Social media monitoring – Vorstellung eines Info-Dienstes zum Thema „Frauen im Konzertbetrieb“
• ein Netzwerktreffen für Komponistinnen/Dirigentinnen/Bloggerinnen/Studierende
• ein Kammermusik-Konzert mit Werken von Philippine Schick, Luise Adolpha Le Beau, Mary Wurm und Konstantia Gourzi
• eine Matinee mit Orchesterwerken von Gloria Coates, Katrin Schweiger, Dorothee Eberhardt, Manuela Kerer und Dorothea Hofmann

Zielgruppen
Intendant*innen, Veranstalter*innen, Dramaturg*innen, Konzertplaner*innen, Musikpädagog*innen, Dirigent*innen, Komponist*innen, Musiker*innen, Musikwissenschaftler*innen und am Thema Interessierte.

Alle Informationen dazu finden Sie auf der Website von musica femina münchen e. V. | Ich werde vor Ort sein in meiner Eigenschaft als Mitvorstandsfrau/Mitorganisatorin von mfm

„Komponistinnen“ | Film und Orchesterkonzert in München

Filmplakat. Mit freundlicher Genehmigung © tvbmedia productions
Filmplakat. Mit freundlicher Genehmigung © tvbmedia productions

Am Sonntag, 24. November 2019, um 12 Uhr, rollt in der Black Box im Gasteig das Rainbow Sound Orchestra Munich (RSO-M) unter der Leitung des musica-femina-münchen-Mitglieds Mary Ellen Kitchens der mehrfach preisgekrönten Dokumentation KOMPONISTINNEN den roten Teppich aus, die am Nachmittag gleich nebenan im Rio Filmpalast am Rosenheimer Platz läuft. In der von musica femina münchen veranstalteten Kombination aus Mittagskonzert und Kinovorstellung bringen die Künstler*innen zwei der vier im Film vorkommenden Komponistinnen zum Klingen, die Kyra Steckeweh und Tim van Beveren in ihrer vielbeachteten und preisgekrönten filmischen Spurensuche porträtierten.

Komponistinnen hatten es nicht nur in vergangenen Jahrhunderten schwer, sondern auch heute noch spielen sie im Konzertbetrieb eine sehr untergeordnete Rolle. Teilweise existiert das Notenmaterial nur in Handschriften, aus denen praktische Ausgaben erstellt werden müssen. Der Musikwissenschaftler Tobias Fasshauer hat sich dieser mühsamen Detailarbeit angenommen und zwei der insgesamt acht Sinfonien Emilie Mayers für Aufführungen eingerichtet. Während er in der Dokumentation die 2. Sinfonie der Berliner Komponistin vorstellt, wird das RSO-M ihre 3. Sinfonie präsentieren, von der bislang keine Einspielung existiert. Außergewöhnlich für eine Frau im 19. Jahrhundert, erhielt Emilie Mayer Unterstützung von einigen ihren männlichen Kollegen und etablierte sich als eine feste Größe im Berliner Musikleben. Ihr Schaffen strahlte auch auf andere Städte aus, jedoch geriet sie nach ihrem Tod schnell in Vergessenheit.

Dagegen zog sich Mel Bonis weitgehend ins Private zurück, nachdem sie zwar zunächst Klavier spielen und am Pariser Conservatoire studieren durfte. Ihre Eltern sorgten anschließend für die Heirat mit einem wohlhabenden Witwer und losgelöst von materiellen Sorgen widmete sich Mel Bonis der Musik. Allerdings blieb ihr die schöne Kunst als berufliche Perspektive aufgrund ihres Geschlechts und gesellschaftlicher Konventionen verwehrt. Sie veröffentlichte viele Klavierstücke, um aber nicht als Frau erkannt zu werden, änderte sie ihren Vornamen von „Mélanie“ zu „Mel“. Auch das Werk Les Gitanosexistiert in Klavierfassungen, allerdings entfaltet sich besonders in der Orchesterfassung das spanische Kolorit in diesem gut dreiminütigen Valse espagnole. Musik der beiden weiteren Komponistinnen aus der Dokumentation Fanny Hensel und Lili Boulanger wird dann am Nachmittag im Film Komponistinnen zu hören sein.

Es erwartet Sie nicht nur eine ungewöhnliche, rund einstündige Matinee, sondern auch ein Erleben der Werke aus einem ganz besonderen Blickwinkel: Das Orchester wird in der Saalmitte Platz nehmen und vielleicht darf sich das Publikum auch unter die Musiker*innen mischen, um so das Konzert aus nächster Nähe und ungewohnter Hörperspektive zu genießen.

Sonntag, 24. November 2019
12:00 Uhr | Black Box
€ 10,– (Karten buchen über München Ticket)

Rainbow Sound Orchestra Munich
Leitung: Mary Ellen Kitchens

Emilie Mayer (1812–1883) 
Symphonie Nr. 3 C-Dur
(1850, Entdeckung aus der Staatsbibliothek in Berlin – es gibt bislang überhaupt keine Einspielung dieses Werks)

Mel Bonis (1858–1937) 
Les Gitanos
op. 15/3 für Orchester (1891)

Veranstalterin: musica femina münchen e. V.
Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferats der LH München

Der Film läuft um 14:30 Uhr im Rio Filmpalast am Rosenheimer Platz.
Anschließend Filmgespräch in Anwesenheit der Filmemacher Kyra Steckeweh, Tim van Beveren sowie Susanne Wosnitzka als Mitwirkender im Film

Karten zu € 9,50,–   bitte direkt beim Kino unter www.riopalast.de reservieren.

Text: RSO-M

Vilma von Webenau: Vortrag in München

Konzertplakat in Wien © Susanne Wosnitzka
Konzertplakat in Wien © Susanne Wosnitzka

Freitag, 1. November 2019, 15:00 Uhr: Auch bei den diesjährigen Lesbenkulturtagen in München bin ich wieder mit dabei mit einem Vortrag zu meiner forensischen Spurensuche zu Leben und Werk der ersten Privatschülerin von Arnold Schönberg, Vilma von Webenau (1875–1953).

Die Lebensspuren einer äußerst bescheidenen Frau wiederzufinden ist nicht einfach. Ab 1898 studierte Vilma Weber Edle von Webenau (1875–1953) bei Shootingstar Arnold Schönberg (1874– 1951) als dessen erste bekannte Privatschülerin. Von diesem als Komponistin geschätzt, ist ihr Name als seine Schülerin bzw. Studentin heute jedoch in keiner einzigen Schönberg-Biografie zu finden. In Wien harren über 100 Webenau-Werke noch ihrer Entdeckung!

2014 erklangen erstmals Webenau-Werke in München bei einem Konzert im Rahmenprogramm der Ausstellung Ab nach München! Künstlerinnen um 1900 durch musica femina münchen e. V. – mit Vortrag von Susanne Wosnitzka. Ihre Forschungen und Veröffentlichungen schürten eine Nachfrage nach Wissen zu Vilma von Webenaus Leben und Werk, die möglicherweise auch die Ururenkelin von Wolfgang Amadé Mozart sein könnte. Welches Geheimnis birgt ihr erst vor Kurzem wiedergefundenes Grab?

Das ist aber nicht das einzige Spannende: Eine der bekanntesten und bedeutendsten Komponistinnen Österreichs, Mathilde Kralik von Meyrswalden (1857– 1944), bezeichnete Vilma von Webenau bedeutungsschwanger betont als „Gefährtin“. Mathilde Kraliks Lesbischsein war ein offenes Geheimnis – sie lebte mit Dr. Alice Scarlates (1882–1958) zusammen. Sowohl Mathilde Kralik als auch Vilma von Webenau bewegten sich im Freundinnenkreis um die ebenfalls lesbische Smaragda Eger-Berg (1887–1954), der Schwester des Komponisten Alban Berg, einem der bedeutendsten Schüler wiederum von Arnold Schönberg.

War auch Vilma von Webenau eine „Schwester“ und dann „Lesbe unterm Hakenkreuz“? Sind diese Frauen Teil eines noch unbekannten lesbischen Wiener und vielleicht auch Münchner Netzwerks? Neueste Funde – Indizien? – könnten diese von Rochus Kralik von Meyrswalden ausgesprochene Vermutung verdichten. Mit diesem Vortrag zeigt Susanne Wosnitzka einen weiteren Einblick aus ihrer großen Schatzkiste an verborgenem Wissen in einer forensischen Spurensuche nach dieser hochinteressanten Frau – wie erarbeitet man ein Stück Geschichte in Buchform, wenn einem aus Furcht vor „feministischer Ghettobildung“ Türen verschlossen werden?

Freitag, 01. November 2019
„Café Regenbogen“
Lindwurmstraße 71
80337 München
Einlass: 15:00 Uhr
Beginn: 15:30 Uhr
Eintritt: 10 € / ermäßigt 7 €
Das „Café Regenbogen“ ist mit dem Rollstuhl zugänglich, aber leider nicht 100 % rollstuhlgerecht. Mit DGS-Dolmetscherinnen bei Anmeldung per Mail an DGS@leskult.de bis 22.10.2019

Veranstalterinnen:
LesKult – Lesben bewegen München e. V.
c/o LeTRa
Angertorstraße 3
80469 München
info@leskult.de
www.leskult.de/lesbenkulturtage-2019/

Wir freuen uns über Spenden an:
LesKult – Lesben bewegen München e.V.
IBAN: DE51 7016 6486 0002 4649 93
BIC: GENODEF1OHC VR Bank München Land eG Verwendungszweck: Spende, Adresse der Spender_in

Der Besuch der Veranstaltungen der LesbenKulturTage erfolgt auf eigene Gefahr. Die Veranstalterinnen übernehmen keine Haftung.

„Damenbesuch“: Als Gast von Michaila Kühnemann

© Michaela Dietl, Susanne Wosnitzka
© Michaela Dietl, Susanne Wosnitzka

Dienstag, 8. Oktober 2019, 20:00 Uhr im Stemmerhof München. Susanne Wosnitzka als Damenbesuch im Gespräch mit Gastgeberin Michaila Kühnemann.
Veranstalterin: ars musica e. V., VVK 10,00 €, Abendkasse 12,00 €

Zu Gast bei der Kühnemann die Zu Gast bei Kühnemann die Musikwissenschaftlerin Susanne Wosnitzka und die Akkordeonvirtuosin Michaela Dietl. Letztere ist ein gern gesehener Gast auf der Bühne von ars musica. Wer ihren Auftritt am Wochenende verpasst hat bekommt hier eine weitere Möglichkeit sie zu sehen und zu hören.

Das Thema diesmal: „Komponistinnen“
Mit Susanne Wosnitzka haben wir eine Speziaistin auf diesem Gebiet zu Gast. Sie hält Vorträge, unterrichtet und schreibt Fachbeiträge in Musikzeitungen. Sie ist im Vorstand von musica femina, München und arbeitet für das Archiv Frau und Musik, Frankfurt.

Was ist der DAMENBESUCH BEI KÜHNEMANN?
Der internationale Frauentag sollte eigentlich das ganze Jahr gefeiert werden. Bei ars musica tun wir das!
Hier darf viel passieren, ob gesungen, gelesen, gespielt oder auch mal ein Film. Dazwischen wird über Themen gesprochen, die gerade brennen oder in die Zeit passen. Aber immer mit und über Frauen.

Der Besuch sind Damen aus Musik, Film, Darstellender Kunst oder auch mal Politik. Für das Publikum unterhaltsam und maximal informativ.

Die Kühnemann heißt eigentlich Michaila Kühnemann, ist Sängerin, Moderatorin und Filmemacherin und außerdem 2. Vorständin bei ars musica e. V. Jetzt kann sie auf ihrer Wohnzimmerbühne mal machen wozu sie wirklich Lust hat 🙂

Vilma von Webenau – neueste Erkenntnisse zur Schönberg-Schülerin

Konzertplakat in Wien © Susanne Wosnitzka
Konzertplakat in Wien © Susanne Wosnitzka

Eine neue Publikation zu meiner Forschungsarbeit zu Vilma von Webenau (1875-1953, erste bekannte Schülerin von Arnold Schönberg) ist nun als Blogtext erschienen als eine Art Vorschau auf eine geplante größere Publikation mit dem Certosa-Verlag mit bislang unveröffentlichten und unbekannten Neuauffindungen zu Vilmas Todesumständen, zu ihrem lesbischen Freundinnenkreis (war auch sie selbst eine „Lesbe unterm Hakenkreuz“?), zu ihrem Nachlass, mit Überlegungen zu ihrer durchaus möglichen Mozart-Urenkelinnenschaft bis hin zu Aufführungen ihrer Werke in Graz unter GMD Oksana Lyniv (2020) und in Wien unter Marin Alsop (Saison 2019/20)!

Mit Dank an Gaby Dos Santos und dem Jourfixe Muenchen e. V. für die Veröffentlichung.

Danke für Vilma

Und das alles wäre NICHT möglich gewesen ohne die Vorarbeit von musica femina münchen e. V. und dem großen Interesse an meiner Arbeit durch das Münchner Stadtmuseum, der MDW Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, QWIEN, dem Primavera Festival Wien sowie zahlreichen begeisterten Leuten wie Andreas Brunner, Prof. Dr. Annegret Huber (mdw), Attilia Kiyoko Cernitori (Einstudierung/Dirigat von Webenau-Werken in Wien 2018), León de Castillo, Gerhard Alexander von Webenau, dem Frauen-Orchester-Projekt unter Leitung von Mary Ellen Kitchens (Einstudierung/Dirigat eines großen Webenau-Werks in Berlin 2018), Dr. Christian-Alexander Wäldner für u. a. Fotos von Vilmas ehem. Grablege, dem Archiv Frau und Musik für vorangegangene Veröffentlichungen dazu in der „VivaVoce“, dem Sophie Drinker Institut für eine ebensolche Veröffentlichung und so vielen mehr, die dafür gesorgt haben, dass ein Interesse an Leben und Werk von Vilma von Webenau nach „ganz oben“ durchgesickert ist. Das kam nicht von alleine.

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„Komponistinnen“ | Konzert und Film

Kyra Steckeweh © 2018 tvbmedia productions / Tim van Beveren
Kyra Steckeweh © 2018 tvbmedia productions / Tim van Beveren

Komponistinnen – Konzert mit Klaviermusik von Fanny Hensel, Mel Bonis, Emilie Mayer und Lili Boulanger

Klavierkonzert und Film am Sonntag, 17. Februar 2019 um 17:00 Uhr Klavierkonzert mit der Pianistin Kyra Steckeweh in der Kontrapunkt Klavierwerkstatt (Dorfstraße 39 Hofgebäude, 81247 München)

Anschließend um 20:00 Uhr Münchner Filmpremiere von Komponistinnen – eine filmische und musikalische Spurensuche im Kino Monopol (Schleißheimer Str. 127, 80797 München) in Anwesenheit der Filmemacher*in Kyra Steckeweh und Tim van Beveren im Anschluss: Filmgespräch

Ausgezeichnet als „Bester Dokufilm von oder über eine Frau“ (Alive International Documentary Film Festival Los Angeles 2018)

Vorgestellt werden in Komponistinnen vier sehr verkannte aber zu ihren Lebzeiten teils damals bereits äußerst bekannte Komponistinnen, die von der Familie abgehalten wurden, zu komponieren und zu veröffentlichen (Fanny Hensel), oder die – im Gegensatz – selbstverständlich gefördert wurden, aber trotzdem von Gesellschaft und Musikwissenschaft vergessen wurden. Obwohl Lili Boulanger heute zu den meistaufgeführten Komponistinnen zählt, wurde ihr Werk erst in den 1960er Jahren wieder bekannt. Emilie Mayer zählte einst zu den meistaufgeführten Komponistinnen Berlins – ihre Werke wurden zu ihren Lebzeiten von großen Orchestern mit großem Erfolg aufgeführt. Dabei geht es auch um Fragen zur gegenwärtigen Situation: Wie wird heute mit dem musikalischen Erbe der Komponistinnen umgegangen? Warum wird ihre Musik so selten aufgeführt?

Erst durch die Recherchen von Dr. Jörg Kuhn konnte jetzt Emilie Mayers verschollen geglaubtes Grab in Berlin ausfindig gemacht werden. Mél Bonis konnte nur durch die Unterstützung ihres Geliebten zur vollendeten Komponistin heranreifen und hinterließ rund 300 Werke, musste aber für ihre Publikationen ein männliches Pseudonym verwenden, weil viele Verlage Musik von Frauen nicht ernst nahmen. Im Film sind stets Werke aller vier Komponistinnen zu hören, teils in Ersteinspielung! Kyra Steckeweh hat dazu eigens die CDs En dehors mit Klavierwerken von Mélanie Bonis und Lili Boulanger eingespielt (2016) sowie die soeben erschienene CD Vita brevis ars longa mit Klavierwerken von Fanny Hensel und Emilie Mayer.

Susanne Wosnitzka und Kyra Steckeweh in Rom © 2018 tvbmedia productions / Tim van Beveren
Susanne Wosnitzka und Kyra Steckeweh in Rom © 2018 tvbmedia productions / Tim van Beveren

Die mfm-(Vorstands)Mitglieder Mary Ellen Kitchens und Susanne Wosnitzka wurden für die Dokumentation als Expertinnen im Archiv Frau und Musik in Frankfurt/Main sowie in Rom interviewt. Nur dank eines Crowdfunding-Projekts konnte der Dokufilm mit Unterstützung aus unseren Reihen fertiggestellt werden. mfm-Mitglied Karla Viebahn wurde dadurch zur Co-Produzentin.

Ein besonderes Highlight ist die erst kürzlich entdeckte Klaviersonate in d-Moll von Emilie Mayer, welche Kyra Steckeweh im vergangenen Jahr erstmalig eingespielt hat und die der Öffentlichkeit somit fast 150 Jahre nicht bekannt war.

Die Leipziger Pianistin Kyra Steckeweh konzertiert als Kammermusikpartnerin, Liedbegleiterin und solistisch. Als Solistin befasst sie sich – neben dem Standardrepertoire für ihr Instrument – mit der wenig bekannten Musik von Komponistinnen. Hierfür arbeitet sie teilweise mit Autographen, da zuverlässige Notenausgaben nicht immer verfügbar sind. Die Musik von Frauen als Teil des kulturellen Erbes wahrnehmbar zu machen, ist ein großer Ansporn für die rege Konzerttätigkeit der Pianistin.

Bitte sichern Sie sich rechtzeitig Ihre Eintrittskarte!

Vorverkauf unter info@musica-femina-muenchen.de 
Kombipreis Konzert + Film 20 Euro | Eintrittspreis Konzert 12 Euro | Eintrittspreis Film 9 Euro

Abendkasse
Eintrittspreis Konzert 15 Euro | Eintrittspreis Film 9,50 Euro

Eine Veranstaltung gefördert vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München

Komponistinnen | Film und Konzert mit Talk in München

+++UPDATE+++
Soeben gewann Komponistinnen auf dem 10th World Music and Independent Film Festival in Washington D.C./USA als bester Dokumentarfilm!

 

Kyra Steckeweh © 2018 tvbmedia productions / Tim van Beveren
Kyra Steckeweh © 2018 tvbmedia productions / Tim van Beveren

Komponistinnen – Konzert mit Klaviermusik von Fanny Hensel, Mel Bonis, Emilie Mayer und Lili Boulanger

Klavierkonzert und Film am Sonntag, 17. Februar 2019 um 17:00 Uhr Klavierkonzert mit der Pianistin Kyra Steckeweh in der Kontrapunkt Klavierwerkstatt (Dorfstraße 39 Hofgebäude, 81247 München)

Anschließend um 20:00 Uhr Münchner Filmpremiere von Komponistinnen – eine filmische und musikalische Spurensuche im Kino Monopol (Schleißheimer Str. 127, 80797 München) in Anwesenheit der Filmemacher*in Kyra Steckeweh und Tim van Beveren im Anschluss: Filmgespräch

Ausgezeichnet als „Bester Dokufilm von oder über eine Frau“ (Alive International Documentary Film Festival Los Angeles 2018):


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“Eine überfällige Doku mit Musik, die packt und dazu exzellent erzählte Geschichte(n) – großes Kompliment” (Premieren-Besucher)

© 2018 tvbmedia productions / Tim van Beveren
© 2018 tvbmedia productions / Tim van Beveren

Vorgestellt werden in Komponistinnen vier sehr verkannte aber zu ihren Lebzeiten teils damals bereits äußerst bekannte Komponistinnen, die von der Familie abgehalten wurden, zu komponieren und zu veröffentlichen (Fanny Hensel), oder die – im Gegensatz – selbstverständlich gefördert wurden, aber trotzdem von Gesellschaft und Musikwissenschaft vergessen wurden. Obwohl Lili Boulanger heute zu den meistaufgeführten Komponistinnen zählt, wurde ihr Werk erst in den 1960er Jahren wieder bekannt. Emilie Mayer zählte einst zu den meistaufgeführten Komponistinnen Berlins – ihre Werke wurden zu ihren Lebzeiten von großen Orchestern mit großem Erfolg aufgeführt. Dabei geht es auch um Fragen zur gegenwärtigen Situation: Wie wird heute mit dem musikalischen Erbe der Komponistinnen umgegangen? Warum wird ihre Musik so selten aufgeführt?

Erst durch die Recherchen von Dr. Jörg Kuhn konnte jetzt Emilie Mayers verschollen geglaubtes Grab in Berlin ausfindig gemacht werden. Mél Bonis konnte nur durch die Unterstützung ihres Geliebten zur vollendeten Komponistin heranreifen und hinterließ rund 300 Werke, musste aber für ihre Publikationen ein männliches Pseudonym verwenden, weil viele Verlage Musik von Frauen nicht ernst nahmen. Im Film sind stets Werke aller vier Komponistinnen zu hören, teils in Ersteinspielung! Kyra Steckeweh hat dazu eigens die CDs En dehors mit Klavierwerken von Mélanie Bonis und Lili Boulanger eingespielt (2016) sowie die soeben erschienene CD Vita brevis ars longa mit Klavierwerken von Fanny Hensel und Emilie Mayer.

Susanne Wosnitzka und Kyra Steckeweh in Rom © 2018 tvbmedia productions / Tim van Beveren
Susanne Wosnitzka und Kyra Steckeweh in Rom © 2018 tvbmedia productions / Tim van Beveren

Die (Vorstands)Mitglieder von musica femina münchen
e. V. Mary Ellen Kitchens und Susanne Wosnitzka wurden für die Dokumentation als Expertinnen im Archiv Frau und Musik in Frankfurt/Main sowie in Rom interviewt. Nur dank eines Crowdfunding-Projekts konnte der Dokufilm mit Unterstützung aus unseren Reihen fertiggestellt werden. mfm-Mitglied Karla Viebahn wurde dadurch zur Co-Produzentin.

Ein besonderes Highlight ist die erst kürzlich entdeckte Klaviersonate in d-Moll von Emilie Mayer, welche Kyra Steckeweh im vergangenen Jahr erstmalig eingespielt hat und die der Öffentlichkeit somit fast 150 Jahre nicht bekannt war.

Die Leipziger Pianistin Kyra Steckeweh konzertiert als Kammermusikpartnerin, Liedbegleiterin und solistisch. Als Solistin befasst sie sich – neben dem Standardrepertoire für ihr Instrument – mit der wenig bekannten Musik von Komponistinnen. Hierfür arbeitet sie teilweise mit Autographen, da zuverlässige Notenausgaben nicht immer verfügbar sind. Die Musik von Frauen als Teil des kulturellen Erbes wahrnehmbar zu machen, ist ein großer Ansporn für die rege Konzerttätigkeit der Pianistin.

Bitte sichern Sie sich rechtzeitig Ihre Eintrittskarte!

Vorverkauf unter info@musica-femina-muenchen.de 
Kombipreis Konzert + Film 20 Euro | Eintrittspreis Konzert 12 Euro | Eintrittspreis Film 9 Euro

Abendkasse
Eintrittspreis Konzert 15 Euro | Eintrittspreis Film 9,50 Euro

Eine Veranstaltung von musica femina münchen e. V., gefördert vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München

Festrede/Zornrede – 30 Jahre musica femina münchen e. V.

Gasteig Black Box © Rita Draxlbauer
Gasteig Black Box © Rita Draxlbauer

Festrede/Zornrede 30 Jahre musica femina münchen, 29. April 2018

„Frauen, die nichts fordern, werden beim Wort genommen: Sie bekommen nichts.“ – Simone de Beauvoir

Auch ich begrüße Sie sehr herzlich im Namen des Vereins und der Vorstandsfrauen zu diesem heutigen Jubiläum von musica femina münchen und danke Ihnen, dass Sie mit uns feiern. Ich danke unseren Musikerinnen, die mit ihrer Brillanz diesen Tag zum Klingen bringen und bereits ihr Können gezeigt haben. Ich danke unseren Komponistinnen, die uns teilhaben lassen an ihrer Gedanken- und Gefühlswelt und uns mitnehmen in ihren Kosmos, individuell, bunt, intellektuell und begeisterungsvoll. Ich danke auch den Frauen, die daran beteiligt waren und geholfen haben, diesen Tag zu organisieren, darunter Irmgard Voigt, unsere Gestalterin, Marie-Pierre Beckius als unsere Botschafterin nach außen, Ulrike Keil, unserer Moderatorin, Katrin Schweiger als Künstlerische Leitung, Gaby dos Santos als unermüdliche Bloggerin und nicht zuletzt Anne Holler-Kuthe als Managerin – neben ihrem Beruf, ehrenamtlich und ohne Vergütung. Ohne Anne Holler-Kuthe wäre nichts gegangen: Sie hält unsere Fäden wunderbar zusammen – von der geschäftlichen Verwaltung über die Organisation bis hin zur Künstlerinnenbetreuung.

Ich danke unseren unermüdlichen Unterstützerinnen und Unterstützern, dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München sowie der Gleichstellungsstelle, der Gerda-Weiler-Stiftung, dem Internationalen Arbeitskreis Frau und Musik e. V. mit dem Archiv Frau und Musik und vielen privaten Förderinnen und Förderern, ohne die Erfolge in unserer Arbeit nicht [das Zornige kommt noch weiter unten] „Festrede/Zornrede – 30 Jahre musica femina münchen e. V.“ weiterlesen

Würdiges Grab für Sofie Menter

ophie Menter, Fotografie von Josef Löwy 1875. © Wikimedia.Commons (allgemeinfrei)
Sophie Menter, Fotografie von Josef Löwy 1875. © Wikimedia.Commons (allgemeinfrei)

Ein würdiges Grabmal für Sofie Menter – eine Aktion von mfm zu ihrem 170. Geburtstag 2016

Die Stadt München verfügt über eine einzigartige Oase am Rand des Glockenbachviertels: Den Alten Südfriedhof. Dort liegen berühmte (z. B. Carl Spitzweg) als auch weniger berühmte Personen und Persönlichkeiten der Isarstadt. Mit seiner herausragenden architektonischen Anlage als auch der „verwunschenen“ Gräberanlage reiht er sich ein in die „romantischen“ Friedhöfe dieser Welt wie Père Lachaise (Paris) oder St. Marx (Wien).

mfm

Mit musica femina münchen e.V. (mfm) existiert ein preisgekrönter Verein (Anita-Augspurg-Preis der Stadt München, Bundesverdienstkreuz), der sich um die Belange historischer Komponistinnen sorgt als auch in München aktiv schaffende Komponistinnen fördert (z. B. Auftragswerke mit dem Münchner Kammerorchester, eigene Konzertreihen). mfm sorgt auch dafür, dass „Würdiges Grab für Sofie Menter“ weiterlesen

„Sing, Inge, sing!“ – Inge Brandenburg

Seit achtzehn Jahren findet in München jährlich die Bimovie-Filmreihe im fast 100jährigen Maxim-Kino statt, in der außergewöhnliche Filme und Dokumentationen gezeigt werden, die sonst oft keinen Platz im öffentlichen Raum oder in den größeren Kinos haben.

Von vielen der dort gezeigten Bild- und Tondokumente war eines davon besonders elektrifizierend: Die biografische Dokumentation Sing, Inge, Sing! des Filmemachers und Biografen Marc Boettcher (Portraitfilme u. a. über Alexandra und Bert Kaempfert), die in knapp zwei höchst faszinierenden Stunden über das Leben und außergewöhnliche Wirken und Singen der Inge Brandenburg berichtet, die – einst zur besten Jazz-Sängerin Europas gekürt – völlig verarmt 1999 in München starb.

Zufallsfund

Per Zufall wurde ein kleiner Teil ihres Nachlasses auf einem Flohmarkt gefunden und „„Sing, Inge, sing!“ – Inge Brandenburg“ weiterlesen

Vilma von Webenau (1875–1953) | Vortrag

Die Lebensspuren einer äußerst bescheidenen Frau wiederzufinden ist nicht einfach. Ab 1898 studierte Vilma von Webenau (18751953) beim damals erst 26jährigen Arnold Schönberg als dessen erste Privatschülerin. Bereits ihre Großmutter Julie von Webenau (18131887) war kompositorisch tätig: Diese hatte bei Franz Xaver Wolfgang Mozart (17911844) Komposition studiert. Julies Mutter Josephine Baroni-Cavalcabò wurde dessen Geliebte und Alleinerbin. Ob aus dieser Verbindung heraus Julie entstand, ist fraglich, aber möglich. Professionellen Klavierunterricht erhielt sie bei Cäcilie/Cäcilia Frank (1851–1936?) in Wien. Auf Schönbergs Einladung folgte ihm Vilma von Webenau um 1900 von Wien nach Berlin und gab um diese Zeit auch gefeierte Konzerte in London. Eine Zeit lang arbeitete sie in München als Musikpädagogin und folgte Schönberg zurück nach Wien, wo sie später in drückender Armut starb. Von Schönberg als Komponistin geschätzt, ist ihr Name heute in keiner einzigen seiner zahlreichen Biografien zu finden.

Vilma von Webenau – Rätselhaft

Puzzlestück für Puzzlestück zusammengetragen ergibt sich – vorsichtig gezeichnet – ein Bild mit Potenzial zu Großem: Mehr als 100 Werke harren in Wien ihrer Entdeckung! Mit vier Werken Webenaus begann ich in Kooperation mit musica femina münchen e. V., diesen unglaublichen Schatz zu heben. Mittlerweile wurde vom Certosa-Verlag begonnen, diese eindrucksvollen Werke herauszugeben.

Verwehte Spuren?

Am 3. Dezember 2014 erklangen mehrere Kammermusikwerke rund 100 bis 80 Jahre nach ihrer Entstehung als wohl deutsche Erstaufführung in einem Vortrag mit Konzert im Rahmen der großen Sonderausstellung Ab nach München! Künstlerinnen um 1900 im Münchner Stadtmuseum, zusammen mit einem Vortrag von mir. Mit welch archäologischer Akribie in einem solchen Fall von teils fehlenden oder verborgen gehaltenen Grundlagen vorgegangen werden muss, zeige ich darin auf.

Derzeit bin ich eine von zwei bekannten Webenau-Forscherinnen weltweit. Meine bisherigen Forschungsergebnisse können Sie hier nachlesen (weitere Publikationen in Vorbereitung):

Susanne Wosnitzka: Vilma Weber von Webenau – verwehte Spuren?, in: Archiv Frau und Musik Frankfurt/Main (Hg.): VivaVoce Nr. 99, 2/2014, S. 2–5.
Susanne Wosnitzka: „Gemeinsame Not verstärkt den Willen“ – Netzwerke von Musikerinnen in Wien, in: Annkatrin Babbe und Volker Timmermann (Hg.): Musikerinnen und ihre Netzwerke im 19. Jahrhundert. Oldenburg 2016 (= Schriftenreihe des Sophie Drinker Instituts (Hg. Freia Hoffmann), Bd. 12). ISBN 978-3-8142-2338-4.
Susanne Wosnitzka: Vilma von Webenau – verwehte Spuren finden, in: Gaby dos Santos/Kulturplattform jourfixe-muenchen e. V. (Hg.): Online-Blog, veröffentlicht am 30. Juni 2019, https://www.jourfixe-muenchen-ev.com/vilma-von-webenau-verwehte-spuren-finden (Stand: 1. Juli 2019).

Links:
QWIEN – Ankündigung Festkonzert mit Vortrag Schloss Schönbrunn (17. Mai 2018), Susanne Wosnitzka (Vortrag)
mdw_Universität für Musik und darstellende Kunst Ankündigung Festkonzert mit Vortrag Schloss Schönbrunn (17. Mai 2018), Susanne Wosnitzka (Vortrag)

Hörbeispiel:
Vilma von Webenau, Befreiung


Wenn Sie dieses Video ansehen, erklären Sie sich einverstanden mit den Datenschutzrichtlinen von Youtube.

Kosten:
VB (einzelne Vorträge ca. 90 Minuten; Anreise/Übernachtung exklusive)

Ideal für Kulturzentren, Firmenfeierlichkeiten, private Feste wie Geburtstage etc. – beschenken Sie einen Freund/eine Freundin oder Ihre Kundinnen und Kunden mit einem Vortrag aus meinem Repertoire | Hausvorführungen möglich – Beamer und weitere technische Gerätschaften vorhanden