München-Premiere mit anschließendem Film- & Themengespräch nach der Vorstellung
Donnerstag, 6. Juli 2023, 20:00 Uhr, City-Kino, München (mit Susanne Wosnitzka im Filmgespräch im Anschluss)
Wien, 1912: Nach dem Tod von Gustav Mahler ist Alma Mahler (EMILY COX) eine wohlhabende Frau, die feine Gesellschaft Wiens liegt der jungen Witwe zu Füßen. Doch Alma verabscheut die Konvention. Ihr Interesse gilt dem “Enfant terrible” der Kunstszene, dem expressionistischen Maler Oskar Kokoschka (VALENTIN POSTLMAYR), der mit seinen radikalen Arbeiten für Skandale sorgt. Es beginnt eine leidenschaftliche Affäre, bei der unterschiedliche Lebensentwürfe aufeinanderprallen. Oskar betrachtet Alma als seine Muse, ist eifersüchtig und besitzergreifend. Doch Alma hat selbst Ambitionen als Künstlerin und Komponistin in einer Zeit, in der das für eine Frau nicht üblich ist. Ein Spiel um Macht und Abhängigkeit entsteht, das Alma und Oskar an den Rand der Selbstzerstörung führt. (Quelle: Verleih)
Österreich 2023; Regie: Dieter Berner
Darsteller: Emily Cox, Valentin Postlmayr, Anton von Lucke u. a.
Donnerstag 25. Mai 2023, 18:30 Uhr, Württembergische Landesbibliothek Stuttgart: Einführungsvortrag zur UA von Antonia Bembos (um 1640 bis um 1720) Oper L’Ercole amante (1707) mit Susanne Wosnitzka M. A. und Prof. Dr. Silke Leopold (Moderation: Dr. Ute Becker), Eintritt frei Freitag 26. Mai 2023, 19 Uhr, Liederhalle Stuttgart, Mozartsaal
Uraufführung von L’Ercole amante
Eine Veranstaltung der Stuttgarter Reihe von Il Gusto Barocco mit Yannick Debus als Ercole | Guillem Borràs, Dramaturgie | Il Gusto Barocco, Barockorchester | Jörg Halubek, Musikalische Leitung
„Was haben wir all die Jahre verpasst? Wir möchten mehr davon!“, schrieb 1960 der Musikkritiker Marc Blitzstein begeistert und gleichzeitig entsetzt, als er zum ersten Mal Werke der früh verstorbenen Komponistin Lili Boulanger (1893–1918) auf Schallplatte hörte, herausgegeben von ihrer berühmten großen Schwester Nadia. Werke von Frauen galten lange Zeit als ‚minderwertig‘, weil man Frauen gemäß ihres ’schwachen‘ Geschlechts und damit zugeschriebenen Eigenschaften für nicht genug schöpferisch-genial hielt. Frauen sollten nur reproduzieren, Kinder bekommen und einen Haushalt schmeißen können – nicht aber selbst und eigenständig etwas produzieren und sich schon gar nicht damit auftretend in der Öffentlichkeit zeigen, der ‚Schicklichkeit‘ wegen. Dennoch ließen sich viele Frauen nicht davon abhalten – weil sie privilegiert oder eigenständig oder bedeutend genug waren, dass man ihre Werke aufhob oder doch herausgab. Viele hatten keine Chance, Vieles ging verloren, Vieles wurde erst in den letzten 50 Jahren durch die hartnäckig-tapferen Bemühungen vor allem der Frauenmusikbewegung wieder sicht- und hörbar gemacht. Woran liegt es also noch immer, dass der Anteil an Werken von Frauen in den rund 130 deutschen Profi-Orchestern noch immer beschämend bei unter 2 % liegt? Dazu wird Musikwissenschaftlerin Susanne Wosnitzka erzählen und zum vertiefenden Vortrag zu Antonia Bembo von Silke Leopold überleiten.
Wir beginnen mit einem leckeren Frühstück, zu dem bitte jede einen Beitrag fürs Buffet mitbringt. So entsteht wie immer ein bunter und leckerer Brunch, den wir bis 11 Uhr genießen.
Im Anschluss hören wir interessantes von Susanne Wosnitzka über eine berühmte Frau:
Clara Schumann (1819–1896): Nicht “nur” die Frau von …, sondern Managerin ihres Mannes und ihres eigenen Konzertlebens, Mutter (sie gebar 8 Kinder, darunter die lesbische Eugenie), Konzertmeisterin, Komponistin, Pianistin, Salonnière etc. pp. – von ihrem Vater Friedrich Wieck streng und unerbittlich zum “Wunderkind” gedrillt, blieb sie dieser Rolle verhaftet und zog bis zu ihrem Tod eisern ihr Konzertprogramm durch – es war die einzige “Freiheit”, die sie hatte und selbst kontrollieren konnte.
Von Johannes Brahms zur “Überfrau” proklamiert, hatte er selbst für komponierende Frauen nur Verachtung übrig. Clara Schumann war damals die einzige Musikerin, die es schaffte, als evangelisch Getaufte am streng katholischen Hof in Wien zur k. u. k.-Kammermusikerin geehrt zu werden. Ohne ihr großes Zutun hätte sich ihr Mann im teils unbarmherzigen Musik- und Verlagsleben wohl nicht behaupten können.
Durch Entdeckungen in historischen Zeitungen konnte Susanne Wosnitzka Clara Schumann für Augsburg belegen: Wo sie wohnte und Konzerte spielte, auf welchem Flügel und wer ihre Konzerte organisierte – und was Letzteres auch mit Ulm zu tun hat…
FELIX MENDELSSOHN (1809–1847): Ein Sommernachtstraum op. 61 (Auszüge) | HENRY PURCELL (1659–1695): The Fairy Queen (Auszüge) | EMILIE MAYER (1812–1883): Sinfonie Nr. 2 in e-Moll
Dirigentin: Holly Hyun Choe
Nach neogenesis führt ensemble reflektor mit seinem neuen Programm eclipse seine Beschäftigung mit Gendergerechtigkeit und Diversität in der musikalischen Praxis fort. Inspiriert von der Rezeptionsgeschichte der Komponist:innen und ihrer Werke setzt sich das Ensemble in about.eclipse mit dem musikalischen Kanon auseinander: Wie entsteht dieser? Wer wird darin aufgenommen und warum? Und welche Verantwortung tragen Publikum und Musiker:innen für die Kanonbildung?
Unterstützt wird ensemble reflektor dabei vom Archiv Frau und Musik e. V., sowie den Musikwissenschaftlerinnen Susanne Wosnitzka und Meredith Nicoll. Im Vortrag und anschließenden Workshop kommen Orchestermusiker:innen und Publikum zu einem inspirierenden Austausch zusammen.
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Archiv Frau und Musik statt.
Wir bitten um Reservierung unter karten@ensemble-reflektor.de mit der Angabe Ihres Namen und der Anzahl der Plätze. Die Reservierung ist frei, wir bitten Sie beim Konzert nach pay-what-you-can-Prinzip unser Projekt zu unterstützen. Alle Konzerte erfolgen unter den aktuellen Corona-Bestimmungen, über die wir Sie gern kurz vor dem Konzert noch einmal informieren.
Am 8. März 2022, dem Internationalen Frauentag bzw. Feministischen Kampftag, veröffentlichte ich auf Twitter als @Donauschwalbe einen Thread zur Ulmer Komponistin Barbara Kluntz (1661–1730), aber nicht nur zu ihr, sondern deshalb, weil sie ein Vorbild hatte. Das haben zwar viele, aber von historischen Persönlichkeiten sind nicht so viele auch manifestierte und nachgewiesene Vorbilder bekannt.
— Susanne Wosnitzka 🍹📝🌴 (@Donauschwalbe) March 8, 2022
Barbara Kluntz‘ Vorbild war die französische Schriftstellerin, Dichterin, wohl Musikerin und wahrscheinlich sogar auch Komponistin: Georgette de Montenay (1540–1606/07). Diese ist relativ nah an einer anderen, noch wesentlich älteren/früheren Schriftstellerin, Christine de Pizan (1364–nach 1429), die ein wunderbares Buch von der Stadt der Frauen verfasste. Darin sieht man in noch wunderbareren Bildern, wie Frauen an ihrer eigenen Stadt bauen, richtig mit Steinen und Kellen in der Hand. Für Christine de Pizan war jeder Stein eine Frauenpersönlichkeit aus der Geschichte selbst: Auf Frauen konnte sie verlässlich bauen, eine Stadt aus und für Frauen war stabil und für die Zukunft. Eine für die damalige Zeit unglaublich moderne Ansicht. Barbara Kluntz befindet sich also selbst in dieser Kette.
Mehr als nur Talent – Zum 175. Todestag von Fanny Hensel Konzert mit Lichtbildvortrag, Freitag, 13. Mai 2022 | 20:00 Uhr | Isarphilharmonie | Gasteig HP8 Zu gegebener Zeit veröffentlichen wir hier Ticketpreise und Infos zur Ticketreservierung
Mit
Ute Ziemer, Sopran | Sirka Schwartz-Uppendiek, Klavier | Susanne Wosnitzka, Lichtbildvortrag | Michael Herrschel, Lesung
„Daß ich bei so gänzlichem Mangel an Anstoß von außen dabeibleibe, deute ich mir selbst wieder als ein Zeichen von Talent.“ (Fanny Hensel)
Ein Lichtbildvortrag mit klassischer Musik zum Mitreisen gibt Einblicke in die Biografie der Komponistin Fanny Hensel Mendelssohn (1805–1847), die in ihrem kurzen Leben ein riesiges Œuvre geschaffen hat, das erst in unserer Zeit wieder entdeckt wurde und wird.
Die Musikwissenschaftlerin Susanne Wosnitzka (Archiv Frau und Musik) stellt in ihrem Vortrag Fanny Hensels Italien-Reise 1839/40 in den Mittelpunkt, die deren Kreativität enorm beflügelte und ihr erstmals persönliche Freiheit bescherte. Wegstationen auf ihrer Durchreise waren u. a. München sowie Schloss Hohenschwangau. Durch dessen fantastische Lage wurde sie wahrscheinlich zu ihrem Schwanenlied inspiriert. In Italien wurde Fanny Hensel erstmals als “wahrer Componist” bezeichnet – von niemand Geringerem als dem Komponistin Charles Gounod, der ihr Talent verehrte und der sich in dieser Zeit als Stipendiat in der Villa Medici aufhielt.
Susanne Wosnitzka begab sich im Jahr 2017 selbst nach Italien und auf die Spuren von Fanny Hensel in Rom und Umgebung mit Hilfe von Fanny Hensels Italienischem Tagebuch und Briefwechsel, im Spätherbst des vergangenen Jahres nach Oberitalien. Von dort brachte sie reichhaltige fotografische Eindrücke mit.
Und mfm begab sich 1988 auf die Suche nach der damals noch kaum bekannten “Schwester von” und konnte in diesem Jahr der Vereinsgründung im allerersten Konzert Fanny Hensels Quartett für Klavier, Violine, Viola und Violoncello mit überwältigendem Erfolg uraufführen. An dieses Konzert möchten wir mit dieser Femmage wieder anknüpfen.
Zu hören sind Klavierwerke und Lieder der Komponistin sowie Zitate aus ihrer Briefkorrespondenz:
Italien, op. 8 Nr. 3 (1825) Sopran und Klavier, Text: Franz Grillparzer An Suleika (1825) Sopran und Klavier, Text: Johann Wolfgang Goethe Notturno napolitano (1839/40?) Klavier solo Hausgarten (1840) Sopran & Klavier, Text: Johann Wolfgang Goethe
Auszug aus: Einleitung zu lebenden Bildern (1841) Rezitation & Klavier, Text: Wilhelm Hensel Gondellied, op. 1 Nr. 6 (1841) Sopran & Klavier, Text: Emanuel Geibel Juni aus Das Jahr (1841) Klavier solo Nachtwanderer, op. 7 Nr. 1 (1843) Sopran und Klavier, Text: Joseph von Eichendorff Mélodie cis-moll op. 4/5 Nr. 2 (1846) Klavier solo
Diese Veranstaltung wird gefördert vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München
Am Sonntag, 16. Januar 2022, erzähle ich im letzten Zeitslot im rbb radioeins von 11:50 Uhr bis 12:00 Uhr (in WordPress lassen sich leider nur halbe Stunden angeben) in der Sendung “Zwei auf eins” mit Sven Oswald und Daniel Finger ein bisschen etwas zur Komponistin Amy Beach und was genau sie zum “Wunderkind” gemacht hatte. Außerdem zu ihrem Anteil an der Frauen(wahl)rechtsbewegung und zu ihrer Bedeutung in der heutigen Musik.
Unter diesem Link gehts zum Live-Radio. https://www.radioeins.de/programm/sendungen/zwei_auf_eins/
Wie entdeckt man eine unbekannte, verschollen gegangene Pianistin des 19. Jahrhunderts – Caroline von Staudt? Indem man nicht gezielt danach sucht. Sie kennen das: Man stöbert vielleicht jahrelang nach der großen Liebe in irgendwelchen Paar-Foren und Handy-Apps und zeigt sich da von seiner geschlecktesten Seite, findet dann seine große Liebe aber an der Supermarktkasse im Jogginganzug.
So ähnlich finde ich meine ‚Liebschaften‘: Meist im gemütlichen Outfit am Schreibtisch und im Scrollen durch historische Zeitungen. So auch in diesem Fall. In diesem Fall fanden sich aber zusätzlich klavierspielende und komponierende (!) Nachfahrinnen, die bislang nichts von ihrer musikalischen Vorfahrin wussten. Also alles wahnsinnig aufregend und für die heutige Familie von Staudt spektakulär! Und so kam es dazu: „Caroline von Staudt – Augsburger Claviervirtuosin mit seltener Bravour“ weiterlesen
Read this article in English here: Ethel Smyth – a firecracker in Munich. Thanks to Gabriella Di Laccio to publish it on her website ‘donne – women in music’ (28, Juni 2021)
Ethel Smyth (1858–1944) war ein Kracher. Sie ließ so gut wie nichts anbrennen, war ihrer Zeit voraus, bewegte sich in höchsten und coolsten Kreisen, war musisch wie schriftstellerisch höchstbegabt, war unglaublich mutig, indem sie sich gegen gesellschaftliche Normen und Frauenhasser stellte und dadurch großartiges Neues schuf, darunter ihr The March of the Women, den sie 1910 für die Treffen und Demos der britischen Frauenwahlrechtskämpferinnen zusammen mit der Poetin Cicely Hamilton (1872–1952) verfasst hatte. Dieser Marsch ist in den letzten Jahren bekannter geworden und wird gerne – weil er so wunderbar eingängig ist – mittlerweile wieder besonders zu Veranstaltungen rund um den Internationalen Frauentag gesungen. Auch im Film Suffragette (2015) konnte man einen Teil davon bei einer nachgestellten Demo hören.
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Leipzig, ick hör dir trapsen
Ethel Smyth, aufgewachsen in einem Vorort von London in einer Familie der gehobenen Mittelschicht, hatte eine deutsche Nanny, die in Leipzig pianistisch ausgebildet worden war und Klein-Ethel Klavierunterricht gab. Es stellte sich schnell heraus, dass Ethel für Musik besonders begabt war. In ihr reifte die Idee, ebenfalls in Leipzig zu studieren. Aber nicht das Klavierspiel, um Interpretin zu werden, sondern um Komponistin zu werden! Das galt damals als ziemlich aussichtslos, da Frauen aufgrund ihres Geschlechts keine Chance hatten, als Kapellmeisterin einen Job zu bekommen. Was mit ein Grund ist, warum Großwerke von Frauen heute kaum bekannt sind – sie konnten ihre Werke eben nicht einfach mit einem Orchester, dem sie vorstanden, einüben und selbstverständlich aufführen.[1] Sie hätten dazu ein Orchester und einen Konzertsaal anmieten und hätten selbst für Werbung etc. sorgen müssen. Emilie Mayer (1812–1883) konnte das eine Zeit lang, weil sie über entsprechendes Privatgeld verfügt hatte – das dann irgendwann aufgebraucht war, sodass weitere Großwerke wohl deswegen zu Lebzeiten nie auf die Bühnen gebracht wurde. „Ethel Smyth – Suffragette in München | #femaleheritage“ weiterlesen
Fanny Hensel geb. Mendelssohn (1805–1847) schrieb 1831 im Alter von 26 Jahren ein gut halbstündiges chorsinfonisches Werk, das Oratorium nach Bildern der Bibel, darin auch die Cantate für die Toten der Cholera-Epidemie, die damals über mehrere Jahre in vielen Städten grassierte und die Leute in schiere Panik versetzte.
Wie verheerend die Seuche in Preußen war, schildert zum Beispiel dieser Artikel (Dt. Ärzteblatt, 2007). Wie zum Beispiel das Augsburger Tagblatt berichtet, versuchte man mit allerlei Mitteln und Mittelchen vorzusorgen, von Blutegeln bis Aderlass:
Panikvermeidung trotz Cholera
In Städten waren Wirte und Toreinlasser verpflichtet, sämtliche Einreisende zu melden mit Herkunft, Namen, Pass etc. Zeitungsmeldungen zeigten an, wo die Cholera grade besonders grassierte. Briefe von auswärts wurden zum Beispiel in Wien durchstochen und geräuchert, um zu versuchen, damit Keime abzutöten.[1]
Eine neue Publikation zu meiner Forschungsarbeit zu Vilma von Webenau (1875-1953, erste bekannte Schülerin von Arnold Schönberg) ist nun als Blogtext erschienen als eine Art Vorschau auf eine geplante größere Publikation mit dem Certosa-Verlag mit bislang unveröffentlichten und unbekannten Neuauffindungen zu Vilmas Todesumständen, zu ihrem lesbischen Freundinnenkreis (war auch sie selbst eine “Lesbe unterm Hakenkreuz”?), zu ihrem Nachlass, mit Überlegungen zu ihrer durchaus möglichen Mozart-Urenkelinnenschaft bis hin zu Aufführungen ihrer Werke in Graz unter GMD Oksana Lyniv (2020) und in Wien unter Marin Alsop (Saison 2019/20)!
Und das alles wäre NICHT möglich gewesen ohne die Vorarbeit von musica femina münchen e. V. und dem großen Interesse an meiner Arbeit durch das Münchner Stadtmuseum, der MDW Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, QWIEN, dem Primavera Festival Wien sowie zahlreichen begeisterten Leuten wie Andreas Brunner, Prof. Dr. Annegret Huber (mdw), Attilia Kiyoko Cernitori (Einstudierung/Dirigat von Webenau-Werken in Wien 2018), León de Castillo, Gerhard Alexander von Webenau, dem Frauen-Orchester-Projekt unter Leitung von Mary Ellen Kitchens (Einstudierung/Dirigat eines großen Webenau-Werks in Berlin 2018), Dr. Christian-Alexander Wäldner für u. a. Fotos von Vilmas ehem. Grablege, dem Archiv Frau und Musik für vorangegangene Veröffentlichungen dazu in der “VivaVoce”, dem Sophie Drinker Institut für eine ebensolche Veröffentlichung und so vielen mehr, die dafür gesorgt haben, dass ein Interesse an Leben und Werk von Vilma von Webenau nach “ganz oben” durchgesickert ist. Das kam nicht von alleine.
D*A*N*K*E für euren/Ihren Support für diese Arbeit, die ich derzeit noch privat betreibe.
Einzelheiten sowie den Blogtext finden Sie hier im Jourfixe-Blog sowie viele, viele wesentlich detailliertere Ausführungen mehr dann in der ausführlichen kommenden Publikation (in Arbeit).
Nein, nicht aus Polyester, sondern als Polyeder. Die Komponistin Vilma von Webenau (1875-1953) gibts jetzt auch in den mathematischen Weiten des Universums. Auf die Idee brachte mich ein Artikel zu Polytopia: Für etwa 2.700 der hundertfach verschieden geformten Corpi werden in einem Spaßprojekt einer Geometrie-Forschungsgruppe unter Leitung der Berliner TU und der Deutschen Mathematiker*innen-Vereinigung noch “Abonnent*innen” gesucht. Nach kurzer und kostenloser Registrierung kann dort von so ziemlich jeder E-Mail-Adresse aus nach Registrierung und Login über ein grau-buntes Schaltfeld eine “Polly” ausgesucht, umbenannt und adoptiert werden. Das Ganze muss freigeschaltet werden. Man kann den Polyeder auch noch individualisieren.
Polyeder for free
Eine gute Idee, um besonders vergessene, wenig bekannte oder auch sehr bekannte Frauen auf diese Art und Weise “unters Volk” zu bringen. Das wäre doch gelacht, wenn man das nicht voll bekommen würde. “Fanny Hensel” ist auch bereits beantragt, also teilt – und herrscht!
In Augsburg wirkten im 18. Jahrhundert am Theater einige Frauen an der Geschichte mit, die es so leider bis heute noch nicht niedergeschrieben gibt. Mein Job wohl…
In dieser ehem. Reichsstadt wirkten v. a. reisende Theatergesellschaften – feste Theatergruppen gab es oft nur an den Höfen. Augsburg hatte schon recht lange ein Stadttheater, das an Stelle des alten Minnesängers-Stadels errichtet wurde und die beide neben der Kirche St. Jakob standen in der Vorstadt. Die Minnesänger waren in Augsburg einst wesentlich bedeutender als die in Nürnberg, die durch Richard Wagner popularisiert wurden.
Altes Theater Augsburg
Das alte Theater war historischen Beschreibungen nach, die ich in historischen Augsburger Tageszeitungen zwischen 1746 und 1849 gefunden habe, klamm, zugig und kalt. Niemand ging dort gern ins Theater. Allerdings hat Wolfgang Amadé Mozart dort zum ersten Mal auch Emanuel Schikaneder in einer Aufführung erlebt – zukunftsweisend für deren beide Zusammenarbeit. Schikaneder heiratete im Augsburger Dom Eleonore geborene Maria Magdalena Arth (1751/52–1821), die ihrerseits Schauspielerin und Sängerin war und dann auch zur Theaterdirektorin wurde – mit ihrem Mann verstand sie sich nicht wirklich; er zog dann mit einem Teil der Truppe weiter, und Eleonore blieb in Augsburg.„Welttag Theater – Frauen machen Geschichte“ weiterlesen
Wie im Sog schaute ich mir diese Bilder auf Flickr an – Suffragetten in Aktion. Eine solche Fülle an Bildmaterial fand ich noch nie an einer Stelle. Darunter auch zwei – rechtefreie – Fotos mit Komponistin Ethel Smyth, die im engsten Kreis der Suffragetten ganz vorne mit dabei agierte.
Eines davon zeigt sie wohl bei einem Päuschen in ihre Ehrendoktorinnen-Robe gehüllt zusammen mit einer kleinen Musikkapelle und Geistlichkeit. Während Flickr dazu nur “Ethel Smyth 1930” schreibt ohne weitere Informationen, weiß ich, zu welchem Anlass dieses Foto gemacht wurde, weil ich „Wie im Sog“ weiterlesen
… in Rüstung, mit Schwert, auf stolzem Ross und sich eine Prinzessin angelnd – haben sich nicht nur viele Männer gewünscht. Cécile Chaminade, französische Komponistin, war ein Ritter. Für ihre Verdienste um die französische Kultur und die Musik wurde sie 1913 zwar nicht als erste Frau, aber als erste Komponistin in die Ehrenlegion aufgenommen (Marie-Angélique Duchemin war die erste Frau überhaupt – oder Marie Schellinck. Darüber duelliert sich die Wissenschaft noch immer).
Mitglied der Ehrenlegion und Superstar
Diese Ehrenlegion war eine Idee von Napoléon Bonaparte, der damit (zunächst) Männer auszeichnen wollte, die nicht (nur) auf dem Schlachtfeld dienten, sondern Frankreichs Stolz auch anders ausdrücken konnten, z. B. in der Kunst.
Cécile Chaminade war ein Superstar ihrer Zeit, der allerdings nach den Kriegen schnell vergessen worden war. Ich wusste, dass sie Mitglied der Ehrenlegion war, „Frauen als Ritter“ weiterlesen
“Mein Thurm ist köstlich, d. h. meinem Geschmacke nach einsam, graulich, – heimliche Stiegen in den Mauern – Fensterscheiben mit Sprüchen von Gefangenen eingeschnitten – eine eiserne Thür die zu Gewölben führt wo es Nachts klirrt und rasselt – und nun drinnen mein lieber warmer Ofen, – mein guter, großer Tisch mit Allem darauf, was mein Herz verlangt, Bücher, Schreibereyen, Mineralien, – und als Hospitant mein klein Kanarienvögelchen, das mir aus der Hand frisst und die Federn verschleppt. O, es ist ein prächtiges Ding, der runde Thurm! ich sitze darin wie ein Vogel im Ey, und mit viel weniger Lust heraus zu kommen…”
Einsame Dichterin
So schrieb Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848) nur wenige Jahre vor ihrem Tod 1844 auf der alten Meersburg am Bodensee. Dort hatte sie – dank der Heirat ihrer Schwester Jenny mit Joseph von Laßberg – ihr Nest gefunden und konnte sich selbst verwirklichen (fernab von ihrer fast allmächtigen, erdrückenden Mutter), indem sie nicht nur „“Ein prächtiges Ding …”“ weiterlesen
Erna Woll (1917–2005): Als fast vergessene Komponistin des Augsburger Kyrie (1984) und vielfältiger geistlicher Werke war Erna Woll, die an der Pädagogischen Hochschule Augsburg wirkte, Wegbereiterin und Miterfinderin der elektronischen Musikvermittlung (erste programmierte Unterweisung für Selbstlerner:innen im Bereich Musikerziehung)! Ihre Freundin und Lebensgefährtin Mathilde Hoechstetter (1899–1980), mit der sie zusammenlebte, setzte sich für das dichterische Werk Gertrud von le Forts (1876–1971) ein, das Erna Woll ebenfalls vielfältig in Musik setzte. Ihr Mitwirken und Komponieren an und zu den Donaueschinger Musiktagen und den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt trug wesentlich dazu bei, dass sich ein neuer Kirchenmusikstil nach dem Zweiten Weltkrieg und vor allem in den 1960er Jahren etablieren konnte. Mit Gebettet in den ew’gen Sinn. Erinnerungen an eine ungewöhnliche Frau setzte Erna Woll 1994 ihrer Freundin auch ein literarisches Denkmal.
Erna Woll entwickelte einen Personalstil, der bis an ihr Lebensende unverkennbar blieb.
Literaturtipp:
Wilhelm Keller u. a. (Hg.): Erna Woll. Schneider, Tutzing 1987, ISBN 3-7952-0509-3.
Hörbeispiel:
Erna Woll Wohin ich immer reise, Kammerchor der Universität Augsburg
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Die Lebensspuren einer äußerst bescheidenen Frau wiederzufinden ist nicht einfach. Ab 1898 studierte Vilma von Webenau (1875–1953) beim damals erst 26jährigen Arnold Schönberg als dessen erste Privatschülerin. Bereits ihre Großmutter Julie von Webenau (1813–1887) war kompositorisch tätig: Diese hatte bei Franz Xaver Wolfgang Mozart (1791–1844) Komposition studiert. Julies Mutter Josephine Baroni-Cavalcabò wurde dessen Geliebte und Alleinerbin. Ob aus dieser Verbindung heraus Julie entstand, ist fraglich, aber möglich. Professionellen Klavierunterricht erhielt sie bei Cäcilie/Cäcilia Frank (1851–1936?) in Wien. Auf Schönbergs Einladung folgte ihm Vilma von Webenau um 1900 von Wien nach Berlin und gab um diese Zeit auch gefeierte Konzerte in London. Eine Zeit lang arbeitete sie in München als Musikpädagogin und folgte Schönberg zurück nach Wien, wo sie später in drückender Armut starb. Von Schönberg als Komponistin geschätzt, ist ihr Name heute in keiner einzigen seiner zahlreichen Biografien zu finden.
Vilma von Webenau – Rätselhaft
Puzzlestück für Puzzlestück zusammengetragen ergibt sich – vorsichtig gezeichnet – ein Bild mit Potenzial zu Großem: Mehr als 100 Werke harren in Wien ihrer Entdeckung! Mit vier Werken Webenaus begann ich in Kooperation mit musica femina münchen e. V., diesen unglaublichen Schatz zu heben. Mittlerweile wurde vom Certosa-Verlag begonnen, diese eindrucksvollen Werke herauszugeben.
Verwehte Spuren?
Am 3. Dezember 2014 erklangen mehrere Kammermusikwerke rund 100 bis 80 Jahre nach ihrer Entstehung als wohl deutsche Erstaufführung in einem Vortrag mit Konzert im Rahmen der großen Sonderausstellung Ab nach München! Künstlerinnen um 1900 im Münchner Stadtmuseum, zusammen mit einem Vortrag von mir. Mit welch archäologischer Akribie in einem solchen Fall von teils fehlenden oder verborgen gehaltenen Grundlagen vorgegangen werden muss, zeige ich darin auf.
Derzeit bin ich eine von zwei bekannten Webenau-Forscherinnen weltweit. Meine bisherigen Forschungsergebnisse können Sie hier nachlesen (weitere Publikationen in Vorbereitung):
Susanne Wosnitzka: Vilma Weber von Webenau – verwehte Spuren?, in: Archiv Frau und Musik Frankfurt/Main (Hg.): VivaVoce Nr. 99, 2/2014, S. 2–5.
Susanne Wosnitzka: „Gemeinsame Not verstärkt den Willen“ – Netzwerke von Musikerinnen in Wien, in: Annkatrin Babbe und Volker Timmermann (Hg.): Musikerinnen und ihre Netzwerke im 19. Jahrhundert. Oldenburg 2016 (= Schriftenreihe des Sophie Drinker Instituts (Hg. Freia Hoffmann), Bd. 12). ISBN 978-3-8142-2338-4.
Susanne Wosnitzka: Vilma von Webenau – verwehte Spuren finden, in: Gaby dos Santos/Kulturplattform jourfixe-muenchen e. V. (Hg.): Online-Blog, veröffentlicht am 30. Juni 2019, https://www.jourfixe-muenchen-ev.com/vilma-von-webenau-verwehte-spuren-finden (Stand: 1. Juli 2019).
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Nadia (1887–1979) und Lili Boulanger (1893–1918): Mit einem “Tatütata” von der Straße fing es an – Nadia (die ältere der beiden Schwestern) wollte wissen, warum ein “Tatütata” so klang wie es klang. Mit ihren kleinen Fingern am Klavier erschloss sich ihr so die Welt der Musik, die sie um nichts auf der Welt vernachlässigte. Im Alter von erst 16 Jahren verdiente sie ihren Lebensunterhalt als professionelle Orgelspielerin in Paris als Stellvertreterin und Nachfolgerin von Gabriel Fauré selbst. Als erste Frau am Pult bedeutender Orchester schuf sie für Frauen somit eine Lobby am Dirigierpult; als Musikpädagogin sorgte sie dafür, dass Astor Piazzolla den Tango als seine Linie und Ausdrucksmittel erkannte.
Die Schwestern Boulanger – Genies
Als Gründerin eines eigenen Musikinstituts in Fontainebleau setzte sie sich vor allem für eine französisch-amerikanische Freundschaft ein und führte mit ihren Ensembles erstmals Alte Musik auf. Zeit ihres Lebens setzte sie sich auch unermüdlich für das Werk ihrer früh verstorbenen Schwester Lili ein, die bereits als Achtjährige bei Gabriel Fauré Komposition studierte und 1913 erste Preisträgerin des Premier GrandPrix de Rome als erste Frau überhaupt wurde. Von Ricordi mit einem Arbeitsvertrag bedacht, konnte sie ihren Lebensunterhalt selbst verdienen – über Nacht wurde Lili so zu einer weltweiten Sensation. Heute ist Lili Boulanger meistaufgeführte Komponistin und gilt als Wegbereiterin und Hauptfigur des französischen Impressionismus.
Neue Film-Dokumentation
Am 31. Mai 2018 feierte der Dokumentarfilm Komponistinnen in Berlin Premiere (Produktion: Kyra Steckeweh/Tim van Beveren), in dem Leben und Werk von Fanny Hensel, Lili Boulanger (1893–1918), Mel Bonis (1858–1937) und Emilie Mayer (1812–1883) beleuchtet und teils in ein neues Licht gerückt werden. In diesem Film spreche ich als Expertin über Fanny Hensel und Lili Boulanger. Diese herausragende Dokumentation stellt weltweit die bislang umfangreichste filmische Präsentation von Komponistinnen dar.
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Alma Mahler-Werfel (1879–1964): Femme fatale und “Witwe im Wahn” – Oliver Hilmes’ gleichnamiges Buch brachte das althergebrachte Alma-Bild, das sie selbst und oft verfälschend schuf, nicht nur ins Wanken, sondern ziemlich ins Einstürzen. Durch ihren Vater Emil Jakob Schindler in eine große Künstlerszene hineinwachsend, konnte und durfte Alma ungehindert komponieren – bis es ihr späterer Mann Gustav Mahler verbot (ohne ein einziges Werk seiner Frau überhaupt gehört zu haben), weil sein Ego mit einer weiblichen Konkurrenz nicht klarkam.
Genie und Muse – Alma Mahler-Werfel
Sich ihren Weg suchend, versuchte Alma in dieser Gesellschaft anderweitig anerkannt zu werden – als Muse für Künstler wie Gustav Klimt, Franz Werfel oder Oskar Kokoschka, der sich als Fetisch eine lebensgroße und voll bewegliche Alma-Puppe anfertigen ließ, nur um diese im Rausch im Garten seines Hauses zu köpfen. Während der Nazi-Zeit ausgewandert, blieb diese Frau doch nahezu ungreifbar und unbegreiflich, da sie – trotz ihres Umgangs mit Juden – weiterhin stark antisemitisch dachte und dies auch aussprach. Bis zuletzt hielt sie die Rolle der Salonnière und Herrscherin über Mahlers Musik aufrecht und zeigte bis zu ihrem Tod eine Figur, die sie nie war; eine Rolle, die die Frau Alma beherrschte – und nicht umgekehrt.
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Germaine Tailleferre (1892–1983): Eine spontane Taxibekanntschaft, mit der sie sich rasch verheiratete, schoss ihr ein Kind aus dem Bauch – ihre Erlebnisse verarbeitete sie u. a. in wundervollen Konzerten für Harfe. Obwohl in der Künstler/innen-Szene von Paris etabliert, fühlte sie sich zeitlebens oft unsicher und zweifelte an ihrem Können und Talent. Als einzige Komponistin der Groupe des Six (mit Georges Auric, Louis Durey, Arthur Honegger, Darius Milhaud und Francis Poulenc), die sich um Jean Cocteau gebildet und in Eric Satie einen musikalischen Anführer hatte. Gemeinsam wollte die Groupe des Six weg vom Ideal der Romantik und v. a. vom alles überlagernden Stil Richard Wagners. Als Wegbereiterin der gehobenen Unterhaltungsmusik war Germaine Tailleferre auch die erste Komponistin, die sich mit dem neuen Metier “Film” auseinandersetzte und dafür zahlreiche Werke verfasste. Im Alter als Musikpädagogin an Pariser Schulen arbeitend, wurde sie von vielen Kindern als “Frau aus dem Lexikon” bewundert.
Hörbeispiel:
Germaine Tailleferre, Concertino pour harpe et piano (1927)
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Ethel Smyth (1858–1944): Suffragette, Komponistin, Schriftstellerin, Lesbe – Schöpferin des legendären The March of the Women, die – von Clara Schumann beeindruckt – in Leipzig Komposition studierte, von Johannes Brahms und Gustav Mahler aber als ‘Schrulle’ abgetan wurde. Einer ihrer großen Lieben, Pauline Trevelyan, widmete Ethel Smyth ihre spektakuläre Messe in D, zu der sie in München inspiriert wurde. Mit Emmeline Pankhurst, dem Flaggschiff der ersten Frauen(wahl)rechtsbewegung, demonstrierte sie um 1910 für die Rechte der Frauen, wurde eingesperrt und dirigierte selbst noch im Gefängnis ihren The March of the Women, der sogar zum Lebensretter von Emmeline Pankhurst wurde!
Ethel Smyth – Superstar
Nach dem Ersten Weltkrieg und einer Odyssee durch Europa und Ägypten bemerkte Ethel Smyth erste Anzeichen einer späteren nahezu völligen Ertaubung. In England lernte sie Virginia Woolf zu einer Zeit kennen (und lieben), in der sich auch die berühmte Schriftstellerin Gedanken um die Emanzipation der Frau machte. Mit ihren Opern und Kammermusikwerken und als Autobiographin setzte Ethel Smyth Marksteine. Heute gilt sie als einzige Komponistin Englands, die – trotz Anfeindungen – in einer Zeit erfolgreich war, in der Frauen in ‘Männerdomänen’ so gut wie noch keine Lobby hatten. Dieser Vortrag ruft die Bedeutung der “Felsensprengerin, Brückenbauerin und Wegbereiterin” (Virginia Woolf an Ethel Smyth), die Entstehungsgeschichte des TheMarch of the Women und die frühe Lesben- und Frauenbewegung ins Gedächtnis. Ideal v. a. für Veranstaltungen rund um den Internationalen Weltfrauentag am 8. März! Wir singen den Marsch selbst!
Hörbeispiel:
Ethel Smyth, Mass in D (1891) – Hören Sie sich insbesondere ihr eindrucksvolles Gloria an, das sie an den Schluss der Messe setzte der enormen Prächtigkeit wegen (44:49):
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Kosten: VB (einzelne Vorträge ca. 90 Minuten; Anreise/Übernachtung exklusive). Diesen Vortrag habe ich für verschiedene Situationen in verschiedener Ausführung parat: Einen ausführlichen biografischen Überblick samt ihren Werken und LIebshaften | Ethel Smyths Bedeutung in der Suffragettenbewegung | Ethel Smyth Leben mit eher München-Bezug. Ein Vortrag über Ethel Smyths Hunde fehlt noch…
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Clara Schumann (1819–1896): Nicht “nur” die Frau von …, sondern Managerin ihres Mannes und ihres eigenen Konzertlebens, Mutter, Muse, Konzertmeisterin, Komponistin, Pianistin, Salonnière etc. pp. – von ihrem Vater Friedrich Wieck streng und unerbittlich zum “Wunderkind” gedrillt, blieb sie dieser Rolle später als “Überfrau” verhaftet und zog bis zu ihrem Tod eisern ihr Konzertprogramm durch – es war die einzige “Freiheit”, die sie hatte und selbst kontrollieren konnte. Von Johannes Brahms zur “Überfrau” proklamiert, hatte er selbst für komponierende Frauen nur Verachtung übrig. Clara Schumann war die einzige Musikerin, die es schaffte, als evangelisch Getaufte am streng katholischen Hof in Wien zur k.&k.-Kammermusikerin geehrt zu werden. Ohne ihr großes Zutun hätte sich ihr Mann im teils unbarmherzigen Musik- und Verlagsleben wohl nicht behaupten können.
Besonders geeignet fürs Clara-Schumann-Jubiläumsjahr 2019!
Hörbeispiel:
Clara Schumann, Klaviertrio op. 17(1846)
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Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848) – weltberühmte Dichterin, die das Komponieren zu Gunsten ihrer Dichtkunst aufgab. Aus einer sehr musikalischen Familie stammend bekam Annette als Teenagerin die Kompositionslehre ihres Onkels Maximilian geschenkt und brachte sich fortan das Komponieren selbst bei. Parallel zu ihren Gedichten und Erzählungen entstanden so Lieder, die dem Hausgebrauch dienten und Fragmente zu Opern, die den Geschmack der Zeit wiederspiegeln. Annette war mit Sybille Mertens-Schaaffhausen und deren Lebensgefährtin Adele Schopenhauer befreundet – und zeitweise mit Ersterer liiert. Diese bislang kaum bekannte lesbische Facette Annettes wurde von ihrer Muse Levin Schücking und der Forschung nach ihrem Tod gezielt aus ihrem Lebenslauf getilgt und ihre vielen Frauenfreundschaften und -beziehungen als nicht erwähnenswert abgeurteilt, was das Annette-Bild bis heute verfälscht und erst durch die beeindruckenden Forschungen von Angela Steidele bekannt wurde.
Literaturtipps:
Angela Steidele: Als wenn Du mein Geliebter wärest. Liebe und Begehren zwischen Frauen in der deutschsprachigen Literatur 1750–1850 (= M-&-P-Schriftenreihe für Wissenschaft und Forschung. Literatur). Metzler 2003. ISBN 3-476-45313-8 (Dissertation [Uni Siegen 2002] – vergriffen).
Angela Steidele: Geschichte einer Liebe: Adele Schopenhauer und Sibylle Mertens. Berlin 2011. ISBN 3-458-35731-9.
Elke Weigel: Der Traum der Dichterin. Die Sehnsucht der Annette von Droste-Hülshoff. Meßkirch 2015. ISBN 978-3-8392-1733-7.
Susanne Wosnitzka: “Ein prächtiges Ding …”, Blog-Text
Hörbeispiel:
Annette von Droste-Hülshoff, Wenn ich träume, du liebst mich
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Fanny Hensel (1805–1847): Nicht “nur” die Schwester von …, sondern als eigenständige Persönlichkeit verfasste sie eine große Menge an beeindruckenden und bezaubernden Liedern, die meist von der Sehnsucht nach Freiheit singen – die sie als “Frauenzimmer” kaum genießen durfte, während ihr Bruder in ganz Europa auf Reisen ging. Gesegnet mit ebensolchem Talent und Genie musste sie erleben, wie ihr Bruder ihre Werke als die seinen ausgab. Mit der zeitgenössischen Rolle der Frau hadernd konnte sie dennoch durch familiäre Bestimmungen nicht ausbrechen und verpasste so den Anschluss an die moderne Gesellschaft, während andere Frauen aus ihrem familiären Umfeld wie Rahel Varnhagen oder Henriette Herz mit ihren literarisch-philosophischen Salons den Grundstein legten zu einer aufgeklärten Welt.
Am 31. Mai 2018 feierte der Dokumentarfilm Komponistinnen in Berlin Premiere (Produktion: Kyra Steckeweh/Tim van Beveren), in dem Leben und Werk von Fanny Hensel, Lili Boulanger (1893–1918), Mel Bonis (1858–1937) und Emilie Mayer (1812–1883) beleuchtet und teils in ein neues Licht gerückt werden. In diesem Film spreche ich als Expertin über Fanny Hensel und Lili Boulanger. Diese herausragende Dokumentation stellt weltweit die bislang umfangreichste filmische Präsentation von Komponistinnen dar.
Im Juni 2017 war ich selbst in Rom und habe ich mir mit Hilfe von Fannys Italienischem Tagebuch ihre Lieblingsorte dort erschlossen. Reichhaltiges Bildmaterial speziell zu ihrer Italienreise vorhanden!
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Nannette Streicher geb. Stein (1769–1833, Klavierbauerin, Pianistin, Sängerin und Komponistin), Anna von Schaden (1763–1834, Pianistin, Komponistin), Susanna Jacobina Jungert (1741–1799, Sopranistin), Hortense de Beauharnais (u. a. Königin von Holland, auch Komponistin, 1783–1837), Eleonore Schikaneder (1751–1821) und Madame Voltolini (~1790) – innovative Schauspieldirektorinnen mit Open-Air-Theater. Ohne Nannette Streichers Flügel hätte Ludwig an Beethoven seine besten Werke für Klavier wohl nie geschrieben, wie er selbst einmal sagte. Mit ihrem Bruder Matthäus Andreas Stein und ihrem Mann Johann Andreas Streicher, der bester Freund Friedrich Schillers war, führte sie in Wien die Ideen und Geschäfte ihres für den Pianoforte-Bau bedeutenden Vaters Johann Andreas Stein fort, hatte in Wien einen eigenen Musiksalon, in dem sie u.a. auch Carl Maria von Weber förderte. Anna von Schaden war Berufsmusikerin am Hof von Oettingen-Wallerstein und eng mit Nannette Streicher befreundet. Susanna Jacobina Jungert war Künstlerische Leiterin der Augsburger “musicübenden und -liebenden Gesellschaft” und war verantwortlich für die Augsburger Erstaufführungen einiger berühmten Werke. Weitere Frauenbiografien zeigen einen dichten Teppich an Vernetzung und Musikleben in dieser bedeutenden Reichsstadt.
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Maria Theresia Paradis (1759–1824), Mozarts berühmte Zeitgenossin aus Wien, die als Kleinkind aufgrund eines traumatischen Erlebnisses erblindete, wurde zeitweise von Dr. Franz Anton Mesmer geheilt, gab Konzerte in Wien und gründete eine eigene Musikschule, in der sie blinde Kinder höchst erfolgreich unterrichtete, da sie mit einem be-greifbaren Notensetzkasten arbeitete. Während ihrer drei Jahre dauernden Europatournee traf sie in Paris auf Carl Philipp Emanuel Bach (1740–1788), der sie aus Hochachtung vor ihrem Leben und Werk portraitieren ließ (verschollen), und auf Valentin Haüy (1745–1822), der die erste Blindenschule von Paris betrieb. Aufgrund von Maria Theresias Setzkasten, den sie mit dabei hatte, überarbeitete er sein Lernsystem für Blinde – ohne diesen Setzkasten wäre die heutige Blindenschrift von Louis Braille (1809–1852), der ein Schüler Haüys war, nicht möglich gewesen. Maria Theresias bekanntestes Werk – die Sicilienne – wurde erst in den 1960er Jahren durch die anrührende Interpretation von Jacqueline du Pré wiederentdeckt.
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Wilhelmine von Preußen (Kurfürstin von Brandenburg-Bayreuth, 1709–1758), Anna Amalia von Preußen (1723–1787), Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach (1739–1807) und Maria Antonia Walpurgis von Sachsen (1724–1780) – Schöpferinnen herausragender Opern, Singspiele und Kammermusikwerke. Wilhelmines Hoftheater – von ihr mitkonzipiert und entworfen – wurde 2013 ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Sie war Tonschöpferin, Librettistin und sogar Sängerin ihrer eigenen Werke – Gesamtkunstwerke lange vor Richard Wagner! König Friedrich II. – der selbst komponiert hatte – war Zeit seines Lebens mit seinen Schwestern Wilhelmine und Anna Amalia von Preußen eng verbunden – mit Wilhelmine flüchtete er sich vor dem tobenden Vater (“Soldatenkönig”) in die Musik, sie ging mit ihm auch ins Gefängnis, als der strenge Vater Friedrichs besten Freund hinrichten ließ. Anna Amalia ist es zu verdanken, dass die Musik Bachs und Kirnbergers auch in Wien erst bekannt wurde, da sie als erste die Musik Bachs sammelte und von seinen Schülern lernte. Durch einen Besuch Gottfried van Swietens in Berlin, der einige Werke Bachs nach Wien mitbrachte und Wolfgang Amadé Mozart zeigte, konnte Letzterer Bachs Werke studieren und z. B. auch einen Bach-Choral als Gesang der Geharnischten in seine weltbekannte Zauberflöte integrieren. Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach schuf mit ihrem “Musenhof” in Weimar die Grundlage für Goethes und Schillers Erfolge, die ohne ihr Zutun wohl kaum bekannt geworden wären. Durch ihr Mäzenat forderte und förderte sie diese Dichter zu Höchstleistungen. Ihr kammermusikalischen Werke und ihre Singspiele nach Goethe-Texten zeugen von unglaublicher Feinsinnigkeit und Hingabe an die Musik. Maria Antonia Walpurgis von Sachsen griff die neue Gedankenrichtung der Aufklärung auf: In ihren Amazonen-Opern metzeln die Kriegerinnen die Männer nicht nieder, sondern gehen mit ihnen einen freundschaftlichen Bund ein im Sinne der Gleichberechtigung. Diese setzte Maria Antonia Walpurgis auch in den Stimmen ein: Alle Hauptpartien sind ausschließlich für Sopranlage geschrieben und somit alle auf einer Ebene.
Hörbeispiel:
Maria Antonia Walpurgis von Sachsen, Ouvertüre zu ihrer Amazonen-Oper Talestri (1760)
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Barbara Kluntz (1661–1730) und die Ulmer Sammlungsfrauen – bislang einzig bekannte Ulmer Komponistin des 17./18. Jahrhunderts. Das “Schneiderbärbele” war auch Schriftstellerin, Dichterin, Clavieristin und Musikpädagogin. Ihre beiden noch existierenden Choralbücher zeigen eine Fülle an Chorälen, die sie neu setzte, bearbeitete und auch als Arien erklingen ließ. Ihre Kontakte reichten bis nach Berlin, von wo aus sie sich mit der neuesten modernen Musik versorgen ließ und Ulm so zu einer Blütestätte der süddeutschen Musikkultur aufbaute.
Barbara Kluntz war bei ihrem Eintritt in die Ulmer Sammlung als “Klaviervirtuosin, Orgelspielerin und Dichterin” laut älteren Forschungen weithin bekannt. Auszüge aus ihrem nicht mehr vorhandenen Testament belegen, dass sie eine eigene Orgel, ein Clavichord, viele Musikalien und Bücher besaß.
Wie Barbara Kluntz zu ihren Fähigkeiten gelangte und welche Stellung ihr Vater als Schneider innerhalb der Ulmer Schneiderzunft hatte, ist bislang nicht bekannt. Bis dahin waren nur Patrizierinnen in die Sammlung aufgenommen worden. Weshalb Barbara Kluntz erst mit 44 Jahren in das Sammlungsstift eintrat, bleibt ebenso zu erforschen. Ihre musikalischen Tätigkeiten lassen sich erst mit ihrem Eintritt in das Sammlungsstift 1704 belegen.
Ans Ende ihres ersten Choralbuches stellt Barbara Kluntz ihr wohl fröhlichstes Credo, ihre Art der Musikanschauung:
“Ich waiß nit z’sagen, wie vil Gut,
In Musica ist verborgen;
Gott und Menschen sie g’fallen thut,
Music vertreibt die Sorgen,
Music verjagt die Traurigkeit,
Music den Geist erneüet,
Music macht Lust, und kürzt die Zeit,
und ewig uns erfreüet.
Music lieb’ ich, so lang ich leb,
und frölich meine Stimm’ erheb,
und sing: O Music! Himmels Kunst,
du bist wehrt aller Ehr’ und Gunst.”
(Choralbuch 1711, Stadtarchiv Ulm, eigene Recherche)
In meinem Vortrag erklingen kleine Werke von Barbara Kluntz live am Klavier von mir interpretiert, die ich vom Original übertrug.
Kosten:
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Francesca Caccini (1587– nach 1641), Barbara Strozzi (1619–1677) und Maddalena Casulana (um 1544– um 1590). Barbara Strozzi gab zu Lebzeiten acht Madrigalbücher mit ihren Werken heraus – so viele wie ihr weltweit bekannter Kollege Claudio Monteverdi (1567–1643). Frauen der legendären Concerti delle donne, die am Hof von Ferrara gegründet wurden, einen ungeheuren Boom erlebten und selbst die Instrumentenmacher und den Gebrauch von hohen Instrumenten wie die Violine bis heute nachhaltig beeinflussten, trugen zur Verbreitung von Renaissancemusik auch an Deutschlands Höfen maßgeblich bei. Diesen Frauen ist es zu verdanken, dass sich mit ihrer Performance, die alle Register der Affetti zog und Dissonanzen auf erstaunliche Weise voll auskostete, die Renaissance als Wiedergeburt der Antike bis heute in ganz Europa als neue Lebensart durchsetzen konnte.
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Hildegard von Bingen (ca. 1098–1178) war nicht nur Medizinerin, Visionärin, Heilige und Schriftstellerin, sondern schuf Responsorien und Antiphonen, die sich von der Gregorianischen Musik ihrer Zeit abheben. Ihr Riesencodex zeugt von einer unglaublichen musikalisch-visionären Schaffenskraft, mit der sie den Geschmack ihrer Zeit aus den Fugen hob. Als Schöpferin des bislang ältesten bekannten Singspiels der Welt (Ordo virtutum – Das Spiel der Kräfte) forderte sie ihre Zeit spektakulär heraus.
Hörbeispiel:
Hildegard von Bingen, Canticles of Ecstasy
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