Vilma von Webenau: Vortrag in München

Konzertplakat in Wien © Susanne Wosnitzka
Konzertplakat in Wien © Susanne Wosnitzka

Freitag, 1. November 2019, 15:00 Uhr: Auch bei den diesjährigen Lesbenkulturtagen in München bin ich wieder mit dabei mit einem Vortrag zu meiner forensischen Spurensuche zu Leben und Werk der ersten Privatschülerin von Arnold Schönberg, Vilma von Webenau (1875–1953).

Die Lebensspuren einer äußerst bescheidenen Frau wiederzufinden ist nicht einfach. Ab 1898 studierte Vilma Weber Edle von Webenau (1875–1953) bei Shootingstar Arnold Schönberg (1874– 1951) als dessen erste bekannte Privatschülerin. Von diesem als Komponistin geschätzt, ist ihr Name als seine Schülerin bzw. Studentin heute jedoch in keiner einzigen Schönberg-Biografie zu finden. In Wien harren über 100 Webenau-Werke noch ihrer Entdeckung!

2014 erklangen erstmals Webenau-Werke in München bei einem Konzert im Rahmenprogramm der Ausstellung Ab nach München! Künstlerinnen um 1900 durch musica femina münchen e. V. – mit Vortrag von Susanne Wosnitzka. Ihre Forschungen und Veröffentlichungen schürten eine Nachfrage nach Wissen zu Vilma von Webenaus Leben und Werk, die möglicherweise auch die Ururenkelin von Wolfgang Amadé Mozart sein könnte. Welches Geheimnis birgt ihr erst vor Kurzem wiedergefundenes Grab?

Das ist aber nicht das einzige Spannende: Eine der bekanntesten und bedeutendsten Komponistinnen Österreichs, Mathilde Kralik von Meyrswalden (1857– 1944), bezeichnete Vilma von Webenau bedeutungsschwanger betont als „Gefährtin“. Mathilde Kraliks Lesbischsein war ein offenes Geheimnis – sie lebte mit Dr. Alice Scarlates (1882–1958) zusammen. Sowohl Mathilde Kralik als auch Vilma von Webenau bewegten sich im Freundinnenkreis um die ebenfalls lesbische Smaragda Eger-Berg (1887–1954), der Schwester des Komponisten Alban Berg, einem der bedeutendsten Schüler wiederum von Arnold Schönberg.

War auch Vilma von Webenau eine „Schwester“ und dann „Lesbe unterm Hakenkreuz“? Sind diese Frauen Teil eines noch unbekannten lesbischen Wiener und vielleicht auch Münchner Netzwerks? Neueste Funde – Indizien? – könnten diese von Rochus Kralik von Meyrswalden ausgesprochene Vermutung verdichten. Mit diesem Vortrag zeigt Susanne Wosnitzka einen weiteren Einblick aus ihrer großen Schatzkiste an verborgenem Wissen in einer forensischen Spurensuche nach dieser hochinteressanten Frau – wie erarbeitet man ein Stück Geschichte in Buchform, wenn einem aus Furcht vor „feministischer Ghettobildung“ Türen verschlossen werden?

Freitag, 01. November 2019
„Café Regenbogen“
Lindwurmstraße 71
80337 München
Einlass: 15:00 Uhr
Beginn: 15:30 Uhr
Eintritt: 10 € / ermäßigt 7 €
Das „Café Regenbogen“ ist mit dem Rollstuhl zugänglich, aber leider nicht 100 % rollstuhlgerecht. Mit DGS-Dolmetscherinnen bei Anmeldung per Mail an DGS@leskult.de bis 22.10.2019

Veranstalterinnen:
LesKult – Lesben bewegen München e. V.
c/o LeTRa
Angertorstraße 3
80469 München
info@leskult.de
www.leskult.de/lesbenkulturtage-2019/

Wir freuen uns über Spenden an:
LesKult – Lesben bewegen München e.V.
IBAN: DE51 7016 6486 0002 4649 93
BIC: GENODEF1OHC VR Bank München Land eG Verwendungszweck: Spende, Adresse der Spender_in

Der Besuch der Veranstaltungen der LesbenKulturTage erfolgt auf eigene Gefahr. Die Veranstalterinnen übernehmen keine Haftung.

Vilma von Webenau (1875–1953) | Vortrag

Die Lebensspuren einer äußerst bescheidenen Frau wiederzufinden ist nicht einfach. Ab 1898 studierte Vilma von Webenau (18751953) beim damals erst 26jährigen Arnold Schönberg als dessen erste Privatschülerin. Bereits ihre Großmutter Julie von Webenau (18131887) war kompositorisch tätig: Diese hatte bei Franz Xaver Wolfgang Mozart (17911844) Komposition studiert. Julies Mutter Josephine Baroni-Cavalcabò wurde dessen Geliebte und Alleinerbin. Ob aus dieser Verbindung heraus Julie entstand, ist fraglich, aber möglich. Professionellen Klavierunterricht erhielt sie bei Cäcilie/Cäcilia Frank (1851–1936?) in Wien. Auf Schönbergs Einladung folgte ihm Vilma von Webenau um 1900 von Wien nach Berlin und gab um diese Zeit auch gefeierte Konzerte in London. Eine Zeit lang arbeitete sie in München als Musikpädagogin und folgte Schönberg zurück nach Wien, wo sie später in drückender Armut starb. Von Schönberg als Komponistin geschätzt, ist ihr Name heute in keiner einzigen seiner zahlreichen Biografien zu finden.

Vilma von Webenau – Rätselhaft

Puzzlestück für Puzzlestück zusammengetragen ergibt sich – vorsichtig gezeichnet – ein Bild mit Potenzial zu Großem: Mehr als 100 Werke harren in Wien ihrer Entdeckung! Mit vier Werken Webenaus begann ich in Kooperation mit musica femina münchen e. V., diesen unglaublichen Schatz zu heben. Mittlerweile wurde vom Certosa-Verlag begonnen, diese eindrucksvollen Werke herauszugeben.

Verwehte Spuren?

Am 3. Dezember 2014 erklangen mehrere Kammermusikwerke rund 100 bis 80 Jahre nach ihrer Entstehung als wohl deutsche Erstaufführung in einem Vortrag mit Konzert im Rahmen der großen Sonderausstellung Ab nach München! Künstlerinnen um 1900 im Münchner Stadtmuseum, zusammen mit einem Vortrag von mir. Mit welch archäologischer Akribie in einem solchen Fall von teils fehlenden oder verborgen gehaltenen Grundlagen vorgegangen werden muss, zeige ich darin auf.

Derzeit bin ich eine von zwei bekannten Webenau-Forscherinnen weltweit. Meine bisherigen Forschungsergebnisse können Sie hier nachlesen (weitere Publikationen in Vorbereitung):

Susanne Wosnitzka: Vilma Weber von Webenau – verwehte Spuren?, in: Archiv Frau und Musik Frankfurt/Main (Hg.): VivaVoce Nr. 99, 2/2014, S. 2–5.
Susanne Wosnitzka: „Gemeinsame Not verstärkt den Willen“ – Netzwerke von Musikerinnen in Wien, in: Annkatrin Babbe und Volker Timmermann (Hg.): Musikerinnen und ihre Netzwerke im 19. Jahrhundert. Oldenburg 2016 (= Schriftenreihe des Sophie Drinker Instituts (Hg. Freia Hoffmann), Bd. 12). ISBN 978-3-8142-2338-4.
Susanne Wosnitzka: Vilma von Webenau – verwehte Spuren finden, in: Gaby dos Santos/Kulturplattform jourfixe-muenchen e. V. (Hg.): Online-Blog, veröffentlicht am 30. Juni 2019, https://www.jourfixe-muenchen-ev.com/vilma-von-webenau-verwehte-spuren-finden (Stand: 1. Juli 2019).

Links:
QWIEN – Ankündigung Festkonzert mit Vortrag Schloss Schönbrunn (17. Mai 2018), Susanne Wosnitzka (Vortrag)
mdw_Universität für Musik und darstellende Kunst Ankündigung Festkonzert mit Vortrag Schloss Schönbrunn (17. Mai 2018), Susanne Wosnitzka (Vortrag)

Hörbeispiel:
Vilma von Webenau, Befreiung


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Kosten:
VB (einzelne Vorträge ca. 90 Minuten; Anreise/Übernachtung exklusive)

Ideal für Kulturzentren, Firmenfeierlichkeiten, private Feste wie Geburtstage etc. – beschenken Sie einen Freund/eine Freundin oder Ihre Kundinnen und Kunden mit einem Vortrag aus meinem Repertoire | Hausvorführungen möglich – Beamer und weitere technische Gerätschaften vorhanden