Antonia Bembo “L’Ercole amante” | UA 25./26. Mai 2023 Stuttgart

Donnerstag 25. Mai 2023, 18:30 Uhr, Württembergische Landesbibliothek Stuttgart: Einführungsvortrag zur UA von Antonia Bembos (um 1640 bis um 1720) Oper L’Ercole amante (1707) mit Susanne Wosnitzka M. A. und Prof. Dr. Silke Leopold (Moderation: Dr. Ute Becker), Eintritt frei
Freitag 26. Mai 2023, 19 Uhr, Liederhalle Stuttgart, Mozartsaal
Uraufführung von L’Ercole amante

Eine Veranstaltung der Stuttgarter Reihe von Il Gusto Barocco mit Yannick Debus als Ercole | Guillem Borràs, Dramaturgie | Il Gusto Barocco, Barockorchester | Jörg Halubek, Musikalische Leitung

„Was haben wir all die Jahre verpasst? Wir möchten mehr davon!“, schrieb 1960 der Musikkritiker Marc Blitzstein begeistert und gleichzeitig entsetzt, als er zum ersten Mal Werke der früh verstorbenen Komponistin Lili Boulanger (1893–1918) auf Schallplatte hörte, herausgegeben von ihrer berühmten großen Schwester Nadia. Werke von Frauen galten lange Zeit als ‚minderwertig‘, weil man Frauen gemäß ihres ’schwachen‘ Geschlechts und damit zugeschriebenen Eigenschaften für nicht genug schöpferisch-genial hielt. Frauen sollten nur reproduzieren, Kinder bekommen und einen Haushalt schmeißen können – nicht aber selbst und eigenständig etwas produzieren und sich schon gar nicht damit auftretend in der Öffentlichkeit zeigen, der ‚Schicklichkeit‘ wegen. Dennoch ließen sich viele Frauen nicht davon abhalten – weil sie privilegiert oder eigenständig oder bedeutend genug waren, dass man ihre Werke aufhob oder doch herausgab. Viele hatten keine Chance, Vieles ging verloren, Vieles wurde erst in den letzten 50 Jahren durch die hartnäckig-tapferen Bemühungen vor allem der Frauenmusikbewegung wieder sicht- und hörbar gemacht. Woran liegt es also noch immer, dass der Anteil an Werken von Frauen in den rund 130 deutschen Profi-Orchestern noch immer beschämend bei unter 2 % liegt? Dazu wird Musikwissenschaftlerin Susanne Wosnitzka erzählen und zum vertiefenden Vortrag zu Antonia Bembo von Silke Leopold überleiten.

Alle Infos zu dieser Veranstaltung entnehmen Sie bitte der Veranstaltungswebseite: https://www.ilgustobarocco.de/stuttgarterreihe23/

Zum Aufwärmen und Vorglühen für diese Veranstaltung eine Sendung des SWR zu Komponistinnen des Barock, darunter auch Antonia Bembo: https://www.swr.de/swr2/musik-klassik/sie-uebertraf-wirklich-noch-die-erwartung-swr2-alte-musik-2023-03-05-100.html

Ethel-Smyth-Symposium Podiumsgespräch | Berlin

Ethel Smyth um 1880 © gemeinfrei
Ethel Smyth um 1880 © gemeinfrei

»I have fought the good fight for English art abroad«
Die Opernkomponistin Ethel Smyth zwischen Deutschland und England
Symposium am So 25. September 2022 | Curt-Sachs-Saal – Staatliches Institut für Musikforschung | Ben-Gurion-Straße | 10785 Berlin
Anmeldung zur Veranstaltung zwingend nötig unter: https://www.dso-berlin.de/de/mitmachen/fuer-alle/veranstaltungsanmeldung

Sie nahm kurzerhand die Orchesternoten ihrer Oper ›The Wreckers‹ wieder an sich und verhinderte so weitere Aufführungen nach der Premiere am Leipziger Neuen Theater, da ihr die Kürzungen des Dirigenten Richard Hagel nicht passten. Bei Gustav Mahler, dem damaligen Musikdirektor der Wiener Hofoper, klopfte sie beherzt an die Tür, um ihm ihre neueste Oper in Komponistinnenmanier am Klavier mit vollem Körpereinsatz zu präsentieren und begeisterte letztendlich seinen Kapellmeister Bruno Walter, der ausrief, sie sei ja »ein echter Komponist«. Bei dem britischen Dirigenten Thomas Beecham setzte sie durch, als sogenannter Composer-conductor selbst die Uraufführung ihrer vierten Oper zu dirigieren – die Rede ist von der englischen Opernkomponistin Ethel Smyth.

Am Sonntag, den 25. September 2022, widmet das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin einen Tag dieser spannenden Komponistin, Dirigentin, Autorin, Suffragette und musik- und gesellschaftspolitisch engagierten Persönlichkeit. In vier musikwissenschaftlichen Vorträgen soll in einem Ethel Smyth gewidmeten Symposium, zunächst ausgehend vom Geschlechterdiskurs um 1900 in Bezug auf Komponistinnen, die vielfältige Persönlichkeit, ihr künstlerisches Schaffen und sonstiges Wirken beleuchtet werden. Um auf die → Aufführung der französischen Originalfassung ihrer dritten Oper ›The Wreckers‹ (Les Naufrageurs) durch das DSO unter der Leitung seines Chefdirigenten Robin Ticciati und der Mitwirkung eines hochkarätigen Solist:innen-Ensembles am Abend in der Philharmonie einzustimmen, wird im zweiten Teil des Symposiums auf ihr Œuvre und im Speziellen auf die Oper näher eingegangen werden.

Als Referentinnen konnten ausgewiesene Smyth-Expertinnen der musikwissenschaftlichen Genderforschung gewonnen werden. Abrunden wird das Symposium eine Podiumsdiskussion zum Thema ›Komponistinnen auf dem Vormarsch: Umgang mit der vielfältigen historischen Persönlichkeit Ethel Smyth und ihrer Musik heute‹, in der die Verzahnung von musikwissenschaftlicher Forschung und Musikpraxis ebenso zur Sprache kommen wird wie die Vermittlung des Wissens über Komponistinnen an die breite Öffentlichkeit.

Moderation: Dr. Marleen Hoffmann (Berlin)

Programm

14 Uhr Begrüßung Dr. Rebecca Wolf, Benjamin Dries, Dr. Marleen Hoffmann
14.05 Uhr Vortrag 1 Prof. Dr. Rebecca Grotjahn (Detmold / Paderborn)
»Sie ist die Saite, auf der er spielt.«
Komponistinnen im Geschlechterdiskurs um 1900
14.35 Uhr Vortrag 2 Dr. Marleen Hoffmann (Berlin)
»Work is the only safe source of happiness.«
Die Opernkomponistin Ethel Smyth: Leben, Œuvre und Selbstbild
15.05 Uhr Pause
15.20 Uhr Vortrag 3 Prof. Dr. Cornelia Bartsch (Dortmund)
»What if I were young again?«
Ethel Smyths musikpolitische Strategien der Maskerade
15.50 Uhr Vortrag 4 Dr. Angelika Silberbauer (Wien)
»Out of the German Wood«
Ethel Smyths ›The Wreckers‹ als britische Nationaloper?
16.20 Uhr Pause
16.35 –
18 Uhr
Podiums­diskussion Komponistinnen auf dem Vormarsch –
Umgang mit der viel­fäl­tigen his­tori­schen Persönlichkeit Ethel Smyth und ihrer Musik heute

Moderation:
Dr. Rebecca Wolf (Staatliches Institut für Musikforschung)

Gäste:
Prof. Dr. Rebecca Grotjahn, Dr. Marleen Hoffmann, Prof. Dr. Cornelia Bartsch, Dr. Angelika Silberbauer, Susanne Wosnitzka (Archiv Frau und Musik Frankfurt/Main)

Im Anschluss: Konzert in der Philharmonie

18.10 Uhr Einführung Konzerteinführung im Südfoyer mit Habakuk Traber
19 Uhr Konzert ›The Wreckers‹ (Les Naufrageurs) – Oper in drei Akten (konzertante Aufführung, Deutsche Erstaufführung der Fassung in französischer Sprache)

Mit Robin Ticciati (Dirigent), Solistinnen und Solisten, Deutsches Symphonie-Orchester Berlin. 

Alle Infos auch abrufbar auf der Webseite des Deutschen Symphonie-Orchesters.

Grenzgänge – Wege zum historischen Stadttheater Augsburg

Wertachbrucker Tor © Susanne Wosnitzka
Wertachbrucker Tor © Susanne Wosnitzka

Auf der Trennlinie zwischen Stadt und Vorstadt lässt sich manches entdecken, das einem entlang der Hauptstraßen in die Stadt verborgen bleibt. In meiner Dissertation über die Musikgeschichte der Goldenen Traube spielt auch das historische alte Stadttheater am Lauterlech eine bedeutende Rolle, zu dem ich heute mit euch spazieren will.

Stadttheater und Goldene Traube

In der Goldenen Traube übernachteten die meisten Künstler:innen, die Auftritte im Stadttheater oder in der Goldenen Traube hatten: Letztere bot gleich drei Konzertsäle: Einen kleinen Saal, einen runden – den Rotunda-Saal – und den großen Apollo-Saal, in den bei Festlichkeiten über 1.000 Personen passten, während im Theater „nur“ Platz für rund 900 Personen war. Leider gibt es bis heute keine umfassende moderne Publikation zur Augsburger Theatergeschichte. Diese stückelt sich bislang aus Einzeldarstellungen und historischem Material. Eine hochinformative Quelle zu Anekdoten, Aufführungen, Besetzungen und der Theaterleitung sind Augsburger Tageszeitungen wie zum Beispiel das Intelligenz-Blatt und das Tagblatt, die ich für meine Recherchen der Jahre 1746 bis 1852 auf Musik- und Kulturnachrichten durchforstet habe. In Ersterem wird ersichtlich, welche Künstler:innen wo übernachtet hatten und wann sie angekommen sind; in den anderen Zeitungen gibt es Konzert- und Theaterankündigungen sowie Rezensionen und Rückschauen sowie vielfach Berichte, an denen man ablesen kann, wie sich die Augsburger Theater- und Orchesterlandschaft über Jahrzehnte geformt hat zu dem, was sie heute ist. Dazu später mehr. „Grenzgänge – Wege zum historischen Stadttheater Augsburg“ weiterlesen