+Update+ “KOMPONISTINNEN” | Film-Doku

Premiere Komponistinnen im Babylon-Kino Berlin © Susanne Wosnitzka
Premiere Komponistinnen im Babylon-Kino Berlin © Susanne Wosnitzka

+++Update (Sept. 2020)+++
Komponistinnen war gleich in vier Kategorien für den OPUS-KLASSIK-PREIS 2020 nominiert und gewann in der Kategorie beste audiovisuelle Musikproduktion

+++Update (Feb. 2019)+++
“Musik steht in Claras [Clara Schumanns] ganzem Leben als  durchdringender Strom im Vordergrund, nicht Musik als faktische oder spekulative Funktionalisierung sozialen, ideologischen oder psychischer Teilbereiche. Das ist eine Stufe der Rezeption, die auch der hier in einer verkürzten Collage gezeigte Dokumentarfilm Komponistinnen (D 2018) von Tim van Beveren und Kyra Steckeweh einfordert und weitaus mehr bedeutet als die Würdigung von Komponistinnen unter politischen, emanzipatorischen oder anderen Implikationen: Deren Werke sollen mit der gleichen Selbstverständlichkeit rezipiert werden wie die Ouevres von Männern. Es geht nicht um Quoten, sondern um den Abbau des Legitimationsdrucks gegenüber dem Schaffen von Frauen generell. Dieser wird aber noch oft durch voreingenommene Wertungen verhindert.”
(nmz online, 10. Februar 2019)

+++Update (Jan. 2019)+++
Auch beim 10th World Music and Independent Film Festival in Washington D.C./USA hat der Dokufilm abgeräumt als best feature documentary!

+++Update (Sept. 2018)+++
Soeben erreichte mich die tolle Nachricht, dass diese Komponistinnen-Doku beim Alivedoc International Documentary Film Festival Los Angeles/USA in der Kategorie best documentary made by or about women gewonnen hat!

Am Donnerstag, 31. Mai 2018, feierte im Babylon-Kino Berlin ein ganz besonderer Film eine rauschende Premiere. Komponistinnen ist die brandneue Film-Dokumentation der Leipziger Pianistin Kyra Steckeweh und ihrem preisgekrönten Kameramann und Mitproduzenten Tim van Beveren. In Kooperation zum Beispiel mit dem Archiv Frau und Musik in Frankfurt/Main entstand in mehrjähriger Arbeit eine abendfüllende Dokumentation (rund 90 Minuten), die von ihrem Umfang und Inhalt weltweit bislang einzigartig ist. Sie wurde hauptsächlich aus privaten Mitteln und über ein erfolgreiches Crowdfunding finanziert (startnext) und wäre ohne die Unterstützung von Mäzeninnen nicht zustande gekommen.

Komponistinnen – Fanny Hensel, Lili Boulanger, Mél Bonis, Emilie Mayer

Vorgestellt werden darin vier sehr verkannte aber zu ihren Lebzeiten teils damals bereits äußerst bekannte Komponistinnen, die von der Familie abgehalten wurden, zu komponieren und zu veröffentlichen (Fanny Hensel), oder die – im Gegensatz – selbstverständlich gefördert wurden, aber trotzdem von Gesellschaft und Musikwissenschaft vergessen wurden. Obwohl Lili Boulanger heute zu den meistaufgeführten Komponistinnen zählt, wurde ihr Werk erst in den 1960er Jahren wieder bekannt. Emilie Mayer zählte einst zu den meistaufgeführten Komponistinnen Berlins – ihre Werke wurden zu ihren Lebzeiten von großen Orchestern mit großem Erfolg aufgeführt. Erst durch die Recherchen von Dr. Jörg Kuhn konnte jetzt ihr verschollen geglaubtes Grab in Berlin ausfindig gemacht werden. Mél Bonis konnte nur durch die Unterstützung ihres Geliebten zur vollendeten Komponistin heranreifen und hinterließ rund 300 Werke, musste aber für ihre Publikationen ein männliches Pseudonym verwenden, weil viele Verlage Musik von Frauen nicht ernst nahmen. Im Film sind stets Werke aller vier Komponistinnen zu hören, teils in Ersteinspielung. Kyra Steckeweh hat dazu eigens die CDs En dehors mit Klavierwerken von Mélanie Bonis und Lili Boulanger eingespielt (2016) sowie die soeben erschienene CD Vita brevis ars longa mit Klavierwerken von Fanny Hensel und Emilie Mayer.

Mitwirkung im Film
Komponistinnen – Dreh in der Villa d'Este, Tivoli © Susanne Wosnitzka
Komponistinnen – Dreh in der Villa d’Este, Tivoli © Susanne Wosnitzka

Im November 2016 hielt ich einen Vortrag in Braunschweig (nmz-Artikel) und lernte dadurch Kyra kennen, die mir von ihrer Idee zu einer Doku über Komponistinnen erzählte. Ich war sofort davon begeistert und fragte Kyra, ob sie nicht während meines Urlaubs in Rom 2017 dort drehen wollen würde – ich wandelte dort sowieso auf den Spuren von Fanny Hensel, Lili Boulanger und anderen historischen Frauenpersönlichkeiten wie zum Beispiel der ersten Archäologin und Numismatikerin Sibylle Mertens-Schaaffhausen (und auch Geliebte von Autorin/Komponistin Annette von Droste-Hülshoff).

Kyra konnte Tim von dieser Idee begeistern – gedreht wurde in der Deutschen Studienstiftung Villa Massimo in Rom (Interview mit mir) und an anderen Orten Roms, die zum Beispiel die damaligen Lieblingsorte von Fanny Hensel waren: Villa Gregoriana und Villa d’Este (Tivoli), am Grabmal der Cecilia Metella an der Via Appia antica u. v. m. Fanny Hensel verlebte dort die glücklichste Zeit ihres Lebens. Aus dieser glücklichen Zeit resultierten viele ihrer dort inspirierten Lieder.

Weitere mitwirkende Expert:innen sind Prof. Dr. Beatrix Borchard (HfMT Hamburg), Mary Ellen Kitchens (Archiv Frau und Musik), Christine Géliot (Urenkelin Mél Bonis), Ingrid Meyer (sie war mit ihrem Mann die erste, die Werke von Mél Bonis aufführte), Laurent Martin (Konzertpianist), Dr. Almut Runge-Woll (schrieb die erste und bislang einzige umfassende Biografie über Emilie Mayer), Dr. Jörg Kuhn (Kunsthistoriker) und Tobias Niederschlag (Gewandhaus Leipzig).

Zu wenige Dokus
Interview mit mir von Heike Viefhaus (SWP) über "Komponistinnen" © swp.de (mit freundlicher Genehmigung)
Interview mit mir von Heike Viefhaus (SWP) über “Komponistinnen” © swp.de (mit freundlicher Genehmigung)

Dokumentationen über Leben und Werk von Komponistinnen sind rar – es existieren ungefähr nur eine Handvoll im Gegensatz zu Dokumentationen über Komponisten, die es fast wie Sand am Meer gibt. Es gibt auch Komponistinnen wie Sand am Meer – wenn man weiß, wo und wie man nach ihnen suchen muss.

Die nun auf DVD erschienene Komponistinnen-Doku ist bestens dazu geeignet, die damals vorherrschende Lebens- und Arbeitssituation von Komponistinnen aufzuzeigen, die bis heute dazu beiträgt, dass Werke von Komponistinnen so gut wie nicht in den Spielplänen zu finden sind.

Diese Doku ist ein filmischer Meilenstein in der Gesamt-Kulturgeschichte und sollte in keinem Bildungsprogramm fehlen! Die Film-Doku hat englische und französische Untertitel; es existieren auch Versionen in Englisch und Französisch.

Für kleines Geld kann man die gesamte Doku bei vimeo ausleihen.

O-Ton

“Eine überfällige Doku mit Musik, die packt und dazu exzellent erzählte Geschichte(n) – großes Kompliment” (Premieren-Besucher:in)

“Werke [von Frauen] sollen mit der gleichen Selbstverständlichkeit rezipiert werden wie die Œuvres von Männern. Es geht nicht um Quoten, sondern um den Abbau des Legitimationsdrucks gegenüber dem Schaffen von Frauen generell. Dieser wird aber noch oft durch voreingenommene Wertungen verhindert.”
(nmz online, 10. Februar 2019)

Weitere Infos zum Film finden Sie auf der Webseite des Films.
Einen deutschen Trailer finden Sie hier:


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Zum Weiterhören und -lesen:

SWR 2 Cluster: Komponistinnen vorgestellt
BR Klassik: Komponistinnen sind völlig unterrepräsentiert
SWR 2-Interview zum 8. März: Werdet sichtbar!

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Weitere Komponistinnen-Dokus:
Unterwegs in der Musik – Die Komponistin Barbara Heller (2016). Regie: Lilo Mangelsdorff. Mit Untersützung u. a. des Archivs Frau und Musik Frankfurt/Main
Written by Mrs Bach (2014). Regie: Alex McCall/Irini Vachlioti nach Forschungen von Martin Jarvis
Nadia Boulanger: Mademoiselle (1977). Regie: Bruno Monsingeon

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