Caroline von Staudt – Augsburger Claviervirtuosin mit seltener Bravour

Auszug Familienstammbaum von Staudt © Angelika von Staudt

Wie entdeckt man eine unbekannte, verschollen gegangene Pianistin des 19. Jahrhunderts – Caroline von Staudt? Indem man nicht gezielt danach sucht. Sie kennen das: Man stöbert vielleicht jahrelang nach der großen Liebe in irgendwelchen Paar-Foren und Handy-Apps und zeigt sich da von seiner geschlecktesten Seite, findet dann seine große Liebe aber an der Supermarktkasse im Jogginganzug.

So ähnlich finde ich meine ‚Liebschaften‘: Meist im gemütlichen Outfit am Schreibtisch und im Scrollen durch historische Zeitungen. So auch in diesem Fall. In diesem Fall fanden sich aber zusätzlich klavierspielende und komponierende (!) Nachfahrinnen, die bislang nichts von ihrer musikalischen Vorfahrin wussten. Also alles wahnsinnig aufregend und für die heutige Familie von Staudt spektakulär! Und so kam es dazu:

Wiederfinden

Aus dem Augsburger Tagblatt © Screenshot Susanne Wosnitzka
Aus dem Augsburger Tagblatt © Screenshot Susanne Wosnitzka

Das Wiederfinden von Caroline von Staudt (1830–1917) ist ein Sidekick in meiner Beziehung zur Erforschung der Augsburger Kulturgeschichte. Zum ersten Mal lief sie mir als „Claviervirtuosin“ über den Weg, die in einem Wohltätigkeitskonzert des von Hofrat Dr. Franz Reisinger (1787–1855) gegründeten Augsburger Orchestervereins zum Benefiz von dessen Kranken- und Witwenkasse nebst anderen Augsburger Koryphäen ein nicht näher benanntes Klavierkonzert von Sigismund Thalberg (1812–1871) in der Goldenen Traube spielte.[1]

Gesundheit!

Hofrat Dr. Franz Reisinger wurde 1831 Direktor des Augsburger Allgemeinen Krankenhauses, dessen Modernisierung er maßgeblich beeinflusste und vorantrieb. So schuf er eine Säuglingsabteilung und ein Brustkrebszentrum, möglicherweise das erste dieser Art überhaupt. So veröffentlichte er zum Beispiel im Augsburger Tagblatt auch medizinische Artikel in einfacher Lesart zur Früherkennung von Brustkrebs. Er war hervorragender Hobby-Musiker und gründete nicht nur den Orchesterverein, der sich aus Profis des Stadttheaters und hervorragenden Laien zusammensetzte, sondern schuf damit einen Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens in der Stadt mit drei bis vier jährlichen Konzerten, wovon eines stets als Benefizkonzert für seine diversen Krankenabteilungen abgehalten wurde. Über die Jahrzehnte von seinem ersten Auftreten in Augsburg bis zu seinem Tod kann ich auch seine musikalische Leidenschaft und seine Konzerte rekonstruieren als großer Förderer der bürgerlichen Musikbildung in Augsburg.[2]

Hot Spot Goldene Traube

Apollo-Saal der Goldenen Traube. Postkarte um 1910 © Eigentum von Susanne Wosnitzka
Apollo-Saal der Goldenen Traube. Postkarte um 1910 © Eigentum von Susanne Wosnitzka

Mittelpunkt dieser Konzerte sowie der meisten anderen Konzerte der Jahre 1770 bis ca. 1870 war die Goldene Traube mit ihren drei Konzertsälen mit Platz für insgesamt 2.200 Menschen, in der die größten und bedeutendsten kulturellen Veranstaltungen der Stadt stattfanden: Katharinabälle (die Hl. Katharina ist u. a. Patronin der Näherinnen), Bürger- und Fastnachtsbälle sowie Konzerte, da in den großen Konzertsaal – den Apollosaal – allein 1500 Gäste und großes Orchester passten (so z. B. auch das von Johann Strauss sen. (1804–1849), der zweimal in Augsburg dort gastierte), bisweilen vergrößert durch die Chöre der Liedertafel, des Liederkranzes und des Damengesangvereins. Kein Saal in Augsburg fasste mehr Menschen. Dort gastierten auch mehrmals Franz Liszt (1811–1886) und Clara Schumann (1819–1896) auf einem Flügel des bedeutenden Augsburger Klavierbauers Christian Then (1803–1877)[3], dessen Tochter Käthchen (1837–1905) auch Schülerin Clara Schumanns war (und mit den Töchtern des bekannten Ökonomen Friedrich List (1789–1846) ihre Augsburger und Münchner Konzerte organisierte). Und auf solch einem Thenschen Flügel spielte auch Caroline von Staudt. Aber der Reihe nach.

Wurzeln in Rothenburg o. d. Tauber

Karl Georg Christian von Staudt © wikimedia.commons (gemeinfrei)
Karl Georg Christian von Staudt © wikimedia.commons (gemeinfrei)

Caroline von Staudt entstammt einer Familie aus Rothenburg o. d. Tauber. Der bekannteste Vertreter dieser Familie ist ihr Onkel Karl Georg Christian von Staudt (1798–1867), der in Göttingen bei Carl Friedrich Gauß (1777–1855) Mathematik studierte und später selbst ordentlicher Professor für Mathematik an der Universität Erlangen war. 1863 wurde von Staudt in die Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen.[4]

Erstmals tritt Caroline von Staudt als „Schülerin des k[öniglichen]. Conservatoriums“ München Anfang 1855 mit einer großen Sonate von Ludwig van Beethoven in einer Matinée des philharmonischen Vereins im Odeon in den Zeitungen angekündigt in Erscheinung. Mitmusizierende waren zum Beispiel der Pianist Heinrich Schönchen (1827–1887), der – der Menge seiner öffentlichen Auftritte nach – in den 1850er Jahren auch in Augsburg gelebt haben könnte. Caroline von Staudt spielte „sehr gefühlvoll und mit besonderer Fertigkeit; es läßt sich dieser jungen Künstlerin eine schöne Zukunft versprechen.“ Ihr wurde „großer Beifall und die Ehre des Hervorrufens zu Theil.“[5]

Caroline von Staudt – ein seltener Genuss

Die Geschwister Brousil © Royal Collection Trust RCIN 2906228
Die Geschwister Brousil © Royal Collection Trust RCIN 2906228

Am 25. Dezember 1855 wirkte Caroline von Staudt in Augsburg offiziell erstmals in jenem weihnachtlichen Benefiz-Konzert des Orchestervereins in der Goldenen Traube, und zwar unter „ungeheurem Beifall nach jeder Piece“ und „mehrmaligem Hervorruf“ unter Leitung des damaligen Kapellmeisters des Augsburger Stadttheaters, Dominik Konopásek (1825?–1881), zusammen mit dem Augsburger Organisten und Domkapellmeister Karl Kammerlander (1828–1892) und – als eigentliche Sensation – den sechs Geschwistern und ‚Wunderkindern‘ Brousil aus Tschechien, die sich – auf Tournee – in noch weiteren Konzerten in Augsburg auch im Stadttheater produzierten. Bereits die Vorankündigung dazu verhieß „einen seltenen Genuß“[6]. Caroline von Staudt hat darin „im Vortrag einer Thalberg’schen Komposition hinreichend Zeugniß abgelegt, daß sie Meisterin ihres Instruments ist.“[7]

Pianistin in Augsburg

Um diese Zeit herum muss sie ihre Studien in München abgeschlossen haben. Möglicherweise war ihr Lehrer am Münchner Konservatorium der aus Schlesien stammende Pianist und Komponist Julius Emil Leonhard (1810–1883), der von 1852 bis 1859 eine Professur für Klavierspiel innehatte.[8] In einer öffentlichen Magistratssitzung abgestimmt erhielt Caroline von Staudt – die sich manchmal auch Carolina schrieb – Mitte Januar eine Erlaubnis zum Erteilen von Klavierunterricht in Augsburg.[9] Wenige Tage später inserierte sie Folgendes:

Aus dem Augsburger Tagblatt © Screenshot Susanne Wosnitzka
Aus dem Augsburger Tagblatt © Screenshot Susanne Wosnitzka

„Die Unterzeichnete, nach vollendeten Studien am kgl. Conservatorium in München mit dem besten Erfolge daselbst geprüft, hat die obrigkeitliche Erlaubniß erhalten, Unterricht im Klavierspiel zu geben und ertheilt denselben sowohl Anfängern wie bereits Vorgeschrittenen zur weitern und höhern Ausbildung. Carolina von Staudt, Maximilianstraße D 6/2.“[10] Dort wohnte sie im Haus des Kaufmanns Holzer, über zwei Stiegen und wahrscheinlich zur Untermiete, und schaltete mehrere ähnlich lautende Anzeigen dieser Art.[11]

Genüsse

Am 17. April 1856 hatte sie bereits ihr nächstes Konzert, und war zum Benefiz der paritätischen Wohltätigkeitsanstalten, die ebenfalls von Hofrat Dr. Franz Reisinger ins Leben gerufen wurden. Dieses Konzert fand im Pompeijanischen Saal des heutigen Hotels Maximilian’s statt, in dem sie mit einem nicht näher benannten Klavierkonzert auftrat. Mit im Bunde traten auch die Herren Jakob Holzinger (Violine), Pischinger, Kahl und Ernst Krähmer (1826–1903) mit einem Mozartschen Quartett auf, wovon Letzterer ab 1855 als Kapellmeister im Augsburger Stadttheater und in mehreren Augsburger Konzerten als Solo-Cellist auch mit eigenen Kompositionen (darunter auch Opern) wirkte[12]: „Fräulein v. Staudt erfreute uns mit zwei Piecen für das Klavier, welche sie mit seltener Bravour durchführte. […] Das zahlreich versammelte Publikum dankte mit lebhaftem Applaus für jeden der dargebotenen Genüsse.“[13]

Höchste Brillanz

Von München hatte sich Caroline von Stadt aber nicht losgesagt, denn sie trat weiterhin im philharmonischen Verein im Odeon auf. In ihrem Repertoire befand sich zum Beispiel auch Der Karneval in Venedig des jüdischen Komponisten Julius Schulhoff (1825–1898).[14] Die folgende Interpretation von Cyprien Katsaris gibt einen Einblick auch in Caroline von Staudts meisterliches Können und Brillanz; darin versteckt sich auch das bekannte Lied Mein Hut, der hat drei Ecken in furios-perlend erheiternden Variationen:


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Details

Josephine Lang © wikimedia.commons CC BY-SA 3.0
Josephine Lang © wikimedia.commons CC BY-SA 3.0

Wahrscheinlich begleitete sie in diesem Konzert auch die Sängerin Ottilie Schinn[15] mit zwei Liedern der Münchner Komponistin Josephine Lang (1815–1880) mit deren „großer, voller und angenehm klingender Stimme“[16]. Von Ottilie Schinn ist bislang kein Geburtsdatum bekannt. BMLO kennt sie nur als „erstmals erwähnt 1860“, was mit diesem Fund nun vordatiert werden kann auf 1856. Caroline von Staudt trug außerdem eine Etüde für Pianoforte von Charles Mayer (1790–1862)[17] vor, in der sie „eine große Zartheit und Leichtigkeit des Anschlages sowie eminente Sicherheit in Ueberwindung der größten Schwierigkeiten“[18] zeigt. Auch das Augsburger Tagblatt freute sich auf der ersten Seite sehr und zeigte sich stolz auf „unsere dahier lebende Clavierlehrerin“[19]. Denn das war Caroline von Staudt auch. Im April hatte sie offenbar noch Kapazitäten offen und inserierte am 27. April 1856 so:

„Unterzeichnete beehrt sich, hiemit anzuzeigen, daß sie noch über einige Zeit zur Unterricht=Ertheilung im Klavierspiel verfügen könne. Hierauf Reflektirende, sowohl Anfänger wie bereits Vorgeschrittene, belieben sich bei Herrn Kaufmann Holzer, Maximilians=Straße Lit. D. Nro. 6 über zwei Stiegen, nähere Auskunft zu erholen. Carolina v. Staudt.“[20], und inserierte auch immer wieder bis in den September 1856 hinein.

Lichtbringer und Mondenschein

Den nächsten großen Auftritt hatte sie am 3. April 1857, wiederum im großen Saal der Goldenen Traube in einer musikalischen Akademie zusammen mit verschiedenen Augsburger Dilettant:innen und zum Benefiz der von Hofrat Dr. Franz Reisinger gegründeten paritätisch-ambulatorischen Krankenanstalten für Hausarme (also für von der Stadt Augsburg anerkannte Arme). Darin trat auch Pauline Riedinger, Tochter des Augsburger ‚Lichtbringers‘ Ludwig August Riedinger (1809–1879), mit unter anderen genannten Liedern einer Arie aus Wolfgang Amadé Mozarts Titus auf. Ludwig August Riedinger versorgte nicht nur Bayern, sondern viele weitere Städte auch im Ausland mit modernem Gaslicht, das zu diesem Zeitpunkt auch schon in der Goldenen Traube seinen Zauber verstrahlte. Caroline von Staudt spielte in diesem Konzert nicht nur wieder die Etüde für Pianoforte von Charles Mayer, sondern auch Ludwig van Beethovens Cis-moll-Konzert, womit seine Klaviersonate cis-Moll op. 27/2 gemeint sein dürfte, bekannt unter dem Namen Mondschein-Sonate, hier in der Interpretation von Igor Levit (2019) zu hören:


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Halsbrecherische Clavierhelden

Das Augsburger Tagblatt ist auch hier wieder voll des Lobes: „Es muß mit Freude erfüllen, wenn man sieht, wie viele und schöne Kräfte im Gebiete der Kunst Augsburg besitzt“[21], und das Augsburger Anzeigblatt schrieb: „Fräulein Caroline v. Staudt […] spielte auf volltönendem Then’schen Flügel die Cismoll-Sonate von Beethoven und eine Etude von Charles Mayer. Wenn auch erstere Nummer für das große Publikum, das nur mehr an den halsbrechenden Compositionen neuerer Clavierhelden Geschmack findet, keine vortheilhafte Wahl schien, fand jedoch die Künstlerin bei den Kennern und Anhängern klassischer Kammermusik um so lautere Anerkennung. Der Vortrag des Fräulein von Staudt zeigte von großem Fleiße und Verständniß und bewies letztere Piece, daß sie auch die technischen Schwierigkeiten neuerer Compositionen zu bewältigen verstehe.“[22]

Beethovens Mondschein-Sonate ist heute eines der meistgespielten und beliebtesten klassischen Werke. Hochinteressant, wie sich solche heutigen Standardwerke über die Jahrzehnte erst einen Platz ganz oben erringen mussten. Beethoven altbacken – das kann man sich heute kaum noch vorstellen. Aber das ist eine andere spannende Geschichte. Christian Then stellte der Goldenen Traube jedenfalls seine Flügel zur Verfügung. Möglich, dass es sich bei diesem Flügel auch um denselben Flügel handelte, auf dem dann Clara Schumann 1857/58 und Franz Liszt schon 1843 dort gespielt hatten.[23]

Äußerst zart und correct

Aus dem Münchener Tagesanzeiger © Screenshot Susanne Wosnitzka
Aus dem Münchener Tagesanzeiger © Screenshot Susanne Wosnitzka

Für das Jahr 1858 fand ich keinerlei Anzeigen zu Caroline von Staudt. Sie wird erst wieder im April 1859 greifbar: Wieder tritt sie im Münchner philharmonischen Verein im Odeon auf, diesmal mit einem Joseph Haydnschen C-Dur-Trio (wovon es mehrere gibt) mit Anton (1832–1888, Bratschist/Violinist) und Karl Thoms (?–?, Violoncellist) als musizierenden Partnern, und zwar „äußerst zart und correct vorgetragen“, mit „großer technischer Fertigkeit durch den Vortrag einer Salon Pieçe für Pianoforte“ von Charles Voss (1815–1882).[24]

Klavierlehrerin und 4431 Treffer

Mauerberg Lit. C 130, rechts © Susanne Wosnitzka
Mauerberg Lit. C 130, rechts © Susanne Wosnitzka

Mit diesem Jahr brechen die Konzertmeldungen zu Caroline von Staudt, die zeitlebens ein Fräulein geblieben war, ab. Erst 1862 erscheint sie wieder, weiterhin als Klavierlehrerin, wohnhaft am Mauerberg in Litera C 130 (altes Hausnummernsystem), und im Jahr 1866 in der Ludwigstraße Lit. D 175. Insgesamt durchforstete ich 4431 Treffer zum Stichwort Staudt in der digitalen Zeitschriftensammlung der Bayerischen Staatsbibliothek auf der Suche nach ihr. Zudem sind nicht alle historischen Adressverzeichnisse Augsburgs digitalisiert; die noch nicht digitalisierten müssten auf weitere Einträge der Folgejahre zu ihr untersucht werden. Diese Leistung kann ich derzeit in/mit diesen privaten Forschungen und Mitteln nicht erbringen.

Vergangenheit und Gegenwart vereint

Wozu es aber gereicht hat – um auf die pianistisch wie kompositorisch aktiven Nachfahrinnen zu sprechen zu kommen: Zu weiteren intensiveren Online-Recherchen, die mich im Februar 2021 zu einer Musikschule in Unna führten. Auf der Webseite derselben stieß ich auf den Namen von Staudt und traute meinen Augen nicht schlecht, als ich sah, dass es dort zwei Schülerinnen mit diesem Nachnamen gab. Ich kontaktierte den Leiter der Musikschule Rinke, Andreas Rinke, und erzählte ihm von meinem Fund mit der möglichen Verbindung zu dieser Familie. Kurze Zeit später erhielt ich eine davon elektrisierte E-Mail: Herr Rinke hatte mein Gesuch begeistert umgehend weitergeleitet an Angelika von Staudt, die Mutter der beiden Mädchen, die Folgendes[25] schrieb:

„Liebe Frau Wosnitzka, vielen Dank für Ihre ausführliche Mail. Wir haben sie mit großem Interesse gelesen und sind begeistert, so eine taffe und musikalische Frau in unserer Familie gefunden zu haben! Besonders für meine Töchter und auch ihren Musiklehrer, Herrn Rinke, ist das eine spannende Geschichte.“

Nasila und Kimiya von Staudt graben nämlich selbst gerne in geschichtlichen Spezialthemen mit familiärem Bezug. Nasila (17) und Kimiya (14) sind beide sehr begeisterte junge Pianistinnen und Komponistinnen, die auch mit eigenen Werken auftreten, die man bei YouTube erleben kann. In diesem Video ab Minute 35 eine Improvisation und ab Minute 44 die Sisters in Harmony:[26]


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Rätsel um Rätsel

Auszug Familienstammbaum von Staudt © Angelika von Staudt
Auszug Familienstammbaum von Staudt © Angelika von Staudt

Angelika von Staudt überließ mir Fotografien der von Staudtschen Familienstammbäume, sodass ich auch die Lebensdaten von Caroline Philippine von Staudt in Erfahrung bringen konnte: Geboren wurde sie am 15. März 1830 und starb am 24. März 1917 (leider ohne Ortsangaben). Nach weiteren Dokumenten zu Caroline von Staudt muss noch geforscht werden.

Das Verschwinden von der Konzertbühne ab 1859 bzw. ihr Nichtmehrerscheinen in den Zeitungen ab 1866 erscheint rätselhaft: Wirkte sie bis zu ihrem Lebensende – sie erreichte das hohe Alter von 87 Jahren – als Klavierlehrerin? Wie versorgte sie sich als Unverheiratete bzw. von wem wurde sie ggf. auch im Alter versorgt? Wen unterrichtete sie? Wie unterrichtete sie? Traf und erlebte sie Clara Schumann in deren Augsburger Konzerten 1857/58? Wo lebte Caroline zuletzt? Wie und wo überstand sie die Kriege? Hat sie selbst komponiert? Gleichsam mit dem Einarbeiten in Carolines Leben ploppen unzählige Fragen auf, die ich derzeit nicht beantworten kann.

Verknüpfungen

Das Wiederentdecken solcher Lebenswege aber, das Querverbinden, das Einbettenkönnen in teils ebenfalls noch höchst unbekanntes Kultur(er)leben, das Sichtbarmachen wie von Blut durch Luminol und UV-Licht – damit kann ich solche Fragen beantworten. Dazu braucht es aber weitere Puzzlestücke, die erst noch gefunden werden müssen.

Vielleicht ergibt sich nach der Corona-Pandemie ja die Chance auf ein Konzert mit Nasila und Kimiya von Staudt in Augsburg, in dem die Werke, die ihre Vorfahrin Caroline von Staudt einst dort spielte, wieder zum Klingen gebracht werden – angereichert durch ihre eigenen Werke. Lebenswege, die sich nun verbinden lassen.

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Einzelnachweise

[1] Vgl. Augsburger Tagblatt. No. 355. 27. Dezember 1855, S. 2365, und Augsburger Anzeigblatt. Nro. 355. Donnerstag, den 27. Dezember 1855, S. 2.
[2] Artikel dazu in Vorbereitung.
[3] Franz Liszt und Clara Schumann konnte ich für Augsburg auch mit Übernachtungsorten erstmals im Dezember 2020 nachweisen. Vgl. Susanne Wosnitzka: Clara Schumann hat null Bock. Blogbeitrag für die #femaleheritage-Aktion der Monacensia München.
[4] Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_von_Staudt (Stand: 27.08.2021).
[5] Vgl. Neue Münchener Zeitung. Dienstag, den 27. Februar 1855, S. 516.
[6] Vgl. Augsburger Tagblatt. No. 348. Donnerstag 20. Dezember 1855, S. 2327.
[7] Vgl. Augsburger Tagblatt. No. 355. 27. Dezember 1855, S. 2365.
[8] Vgl. http://www.romana-hamburg.de/KomponistenSchles.htm (Stand: 27.08.2021).
[9] Vgl. Augsburger Anzeigblatt. Nr. 13. Sonntag, den 13. Januar 1856, S. 1.
[10] Vgl. Augsburger Tagblatt. No. 19. Samstag 19. Januar 1856, S. 123.
[11] Vgl. Augsburger Anzeigblatt. Nr. 116. Sonntag, den 27. April 1856, S. 3.
[12] Vgl. Augsburger Tagblatt. No. 104. Dienstag 15. April 1856, S. 732.
[13] Vgl. Augsburger Tagblatt. No. 108. Samstag 19. April 1856, S. 761.
[14] Vgl. Münchener Tages-Anzeiger. No. 132 u. 133. 11. u. 12. Mai 1856, S. 804.
[15] Vgl. https://bmlo.de/Q/GND=131772015 (Stand: 27.08.2021).
[16] Vgl. Abendblatt zur Neuen Münchener Zeitung. Nr. 116. Mittwoch 14. Mai 1856, S. 462.
[17] Vgl. Münchener Tages-Anzeiger. No. 132 u. 133. 11. u. 12. Mai 1856, S. 804.
[18] Vgl. Abendblatt zur Neuen Münchener Zeitung. Nr. 116. Mittwoch 14. Mai 1856, S. 462.
[19] Vgl. Augsburger Tagblatt. No. 141. Samstag 24. Mai 1856, S. 995.
[20] Vgl. Augsburger Anzeigblatt. Nr. 116. Sonntag, den 27. April 1856, S. 3.
[21] Vgl. Augsburger Tagblatt. No. 97. Dienstag 7. April 1857, S. 739.
[22] Vgl. Augsburger Anzeigblatt. No. 97. Dienstag 7. April, S. 1.
[23] Vgl. Susanne Wosnitzka: Clara Schumann hat null Bock. Blogbeitrag für die #femaleheritage-Aktion der Monacensia München, 2020.
[24] Vgl. Neueste Nachrichten aus dem Gebiete der Politik. Freitag, den 15. April 1859, S. 1229.
[25] Mit Dank an Angelika von Staudt auch für die Erlaubnis zur Veröffentlichung des Briefwechsels zur Dokumentation und für Informationen zu ihren Töchtern Nasila und Kimiya von Staudt.
[26] Mit ihrem Stück Cats on the roof nahm Nasila von Staudt auch beim Europakonzert für junge Komponist:innen 2016 erfolgreich in Monaco teil. Wer sich gerne gruselt: Aus ihrer Feder stammt auch der kenntnisreiche Krimi Mord hinter den Mauern Rothenburgs (2019).