“Clara Schumann hat null Bock” | 20. April 2023 HfM Weimar

Clara Schumann hat null Bock – zur Bedeutung lokaler Zeitungen zur Erforschung des Musikkulturlebens am Beispiel der Stadt Augsburg
Vortrag von Susanne Wosnitzka M. A. als Teil der Ringvorlesung Musik und Gender des Kolloquiums 19. Jahrhundert (Musikgeschichte III) von Prof. Dr. Nina Noeske
Donnerstag 20. April 2023, HfM Franz Liszt Weimar, hzh, Hörsaal, 17:15–1845 Uhr

Hier ein Link zur Veranstaltung: https://www.hfm-weimar.de/institut-fuer-musikwissenschaft-weimar-jena/aktuelles/aktuelles-aus-dem-institut#HfM

Alte Augsburger Zeitungen in der Zeitung | Interview

Augsburger Zeitungen in der Zeitung? Vor ein paar Wochen besuchte ich das Konzert der Augsburger Pianistin Stephanie Knauer im Schaezlerpalais. Sie glänzte mit einem Strauß an historischen Komponistinnen wie Maria Teresa d’Agnesi Pinottini (1720–1795), Helene Riese (1795–1869), Cecilia Maria Barthélemon (ca. 1768 – nach 1827), Juliane Reichardt (1752–1783), Josepha (Josephine) Barbara von Auernhammer (1758–1820) sowie der Uraufführung eines Werks von Dorothea Hofmann in ihrer Hommage an die Blaugestrumpften. Darin spielte sie auf dem Neupert-Nachbau des historischen Flügels von Johann Andreas Stein, der original im Mozart-Haus steht. Auch ein Werk Ignaz von Beeckes (1733–1803) war dabei, der Johann Andreas Steins Tochter Nannette Klavierunterricht gab – wovon Wolfgang Amadé Mozart überhaupt nicht begeistert war, weil Beecke wohl kein guter Lehrer war.

Fruchtbare Kooperation

Das Interesse an Augsburger Geschichte und Komponistinnen verbindet mich uns Stephanie also – daher schlug Stephanie vor, zu mir und meinen Funden in historischen Augsburger Zeitungen ein Interview zu machen. Darin erzählte ich zu einer von mir aufgefundenen heißen Spur zu Beethovens und Mozart verschollenen Oboen-Konzerten, die aber hier in Augsburg aus Originalmanuskript von Ernst Krähmer im Stadttheater aufgeführt wurden. Oder wie Clara Schumann zu ihren Konzerten in Augsburg kam, wo sie möglicherweise übernachtete (und wo definitiv nicht), wer ihre Konzerte organisiert und wessen Flügel sie spielte. Ebenso mit Unbekanntem zu Franz Liszt, der nicht nur als Kind in der Lechstadt konzertierte. Also ganz aufregende Sachen, die aufhorchen ließen!

Stephanie Knauer: "Hier spielte die Musik im 18. und 19. Jahrhundert", in: Augsburger Allgemeine, Mittwoch 14. September 2022, Nr. 212, S. 29.
Stephanie Knauer: “Hier spielte die Musik im 18. und 19. Jahrhundert”, in: Augsburger Allgemeine, Mittwoch 14. September 2022, Nr. 212, S. 29.

Und so erschien dieser Artikel in Großformat auf halber Seite gestern am 14. September 2022 in der Augsburger Allgemeinen, zu dem bereits ein Echo vorliegt und zu neuen Ideen für Konzerte und Vorträge in Augsburg zu völlig unbekannter musikalisch-gesellschaftlich-sozialer Geschichte führen kann. Bleiben Sie also dran!

Diesen Artikel gibt es auch online als AZ-Plus-Artikel.

Interview – Was Augsburger Zeitungen erzählen | Podcast

Im Frühling 2022 wurde ich von Philipp Janssen (Historiker) zu meinen Funden in historischen Augsburger Tageszeitungen in einem Interview befragt – jetzt wurde es veröffentlicht!

Philipp bietet auf seiner Webseite Anno PunktPunktPunkt eine ganze Reihe von mittlerweile über 80 Podcast-Folgen zu aktueller Forschung aus der Geschichtswissenschaft. In jeder Folge spricht er mit einem Gast über ihr/sein aktuelles Forschungsprojekt. Dabei wird nicht nur ein Projekt an sich besprochen, sondern es wird auch darüber geredet, wie man überhaupt dazu gekommen ist, welche Quellen man nutzt und welchen Forschungsstand man vorgefunden hat. Ziel ist es einerseits dem Projekt und dem Menschen dahinter eine Öffentlichkeit zu bieten, andererseits geht es darum der Hörer:innenschaft dieses Projekt zu vermitteln.

Blick auf Augsburg 1846 © gemeinfrei/Susanne Wosnitzka
Blick auf Augsburg 1846 © gemeinfrei/Susanne Wosnitzka

In der 84. Folge mit mir geht es um Augsburg zwischen dem Mittelalter und dem 19. Jahrhundert. Um eine Gaststätte, die heute vollkommen in Vergessenheit geraten ist. Die aber zu dieser Zeit den wohl weltweit größten Konzertsaal hatte. Über mich als Forschende, die weit über diese Spielstätte hinaus Geschichten und Ereignisse verschiedenster Art in historischen Zeitungen gefunden hat und viel darüber berichten kann. Und besonders zur Augsburger Frauengeschichte!

Einiges davon finden Sie in meiner Sparte blog@augsburg.de, zum Beispiel zu einem Teil der Seuchengeschichte Augsburgs oder zu Clara Schumanns und Franz Liszts Konzerten. Oder zu einem Missing Link zu einer möglicherweise neuen heißen Spur zu Mozarts und Beethovens verschollenen Oboenkonzerten. Dass beide Manuskripte fehlen, ist nämlich kein Zufall.

Unter diesem Link gehts direkt zum Podcast-Interview: https://anno-punktpunktpunkt.de/084-aus-augsburger-zeitungen

Caroline von Staudt – Augsburger Claviervirtuosin mit seltener Bravour

Wie entdeckt man eine unbekannte, verschollen gegangene Pianistin des 19. Jahrhunderts – Caroline von Staudt? Indem man nicht gezielt danach sucht. Sie kennen das: Man stöbert vielleicht jahrelang nach der großen Liebe in irgendwelchen Paar-Foren und Handy-Apps und zeigt sich da von seiner geschlecktesten Seite, findet dann seine große Liebe aber an der Supermarktkasse im Jogginganzug.

So ähnlich finde ich meine ‚Liebschaften‘: Meist im gemütlichen Outfit am Schreibtisch und im Scrollen durch historische Zeitungen. So auch in diesem Fall. In diesem Fall fanden sich aber zusätzlich klavierspielende und komponierende (!) Nachfahrinnen, die bislang nichts von ihrer musikalischen Vorfahrin wussten. Also alles wahnsinnig aufregend und für die heutige Familie von Staudt spektakulär! Und so kam es dazu: „Caroline von Staudt – Augsburger Claviervirtuosin mit seltener Bravour“ weiterlesen

Clara Schumann hat null Bock | #femaleheritage

Clara Schumann hat null Bock. Sidekick: Unbekanntes zu Franz Liszt in Augsburg. Neues zur Konzertorganisation im 19. Jahrhundert in Augsburg und München

Maximilianstraße Augsburg. I. Owen nach Robert Batty, ca. 1835 © wikimedia.commons (gemeinfrei)
Maximilianstraße Augsburg. I. Owen nach Robert Batty, ca. 1835 © wikimedia.commons (gemeinfrei)

Blogtext gewidmet meiner Freundin Luise Kimm, Sängerin

This blogtext, written for the #femaleheritage blogparade of the Monacensia Munich, is now available in English! Thanks to Gabriella Di Laccio to publish it on her website Donne365!

Geht man ins Konzert, geht man in ein Konzerthaus, ins Theater oder in eine Kirche. Im 18. und 19. Jahrhundert ging man dazu in eine Gaststätte, in ein Hotel oder in eines der Zunfthäuser, die über einen großen Tanzsaal für Hochzeiten und andere Anlässe verfügten. Eigens als Konzertsaal angelegte Lokalitäten gab es erst relativ spät mit steigender (Massen)Nachfrage von Konzerten der Virtuosen-Superstars Niccolò Paganini (1782–1840) und Franz Liszt (1811–1886), der Schwestern Teresa (1827–1904) und Maria (1832–1848) Milanollo sowie ganzer Orchestertrupps wie dem von Johann Strauss sen. (1804–1849), die auf ihren Tourneen überall und von sehr vielen Menschen gehört werden wollten. Einer der ersten neugebauten richtigen Konzertsäle war das Münchner Odeon, erbaut 1826/28 von Leo von Klenze (1784–1864) für genau solche Zwecke.

Gaststätten im Zentrum
Apollo-Saal der Goldenen Traube. Postkarte um 1910 © Eigentum von Susanne Wosnitzka
Apollo-Saal der Goldenen Traube. Postkarte um 1910 © Eigentum von Susanne Wosnitzka

In Augsburg hingegen gab es so etwas bis Ende des 19. Jahrhunderts nicht. Dafür hatte man den großen Apollo-Saal der heute nur noch wenig bekannten Goldenen Traube, die im 18. und 19. Jahrhundert das Zentrum bürgerlicher Musikausübung war und Thema meiner sich in Arbeit befindenden Dissertation ist. Für diese durchforstete ich in den letzten Jahren neun Augsburger Tageszeitungen der Jahre 1746 bis (jetzt) 1878 (vorläufiges Ende der Digitalisierung mit Warten auf Nachschub) auf Musik- und Kulturnachrichten – über 100 Jahre dichteste Lokal- und Weltgeschichte mit zahlreichen anderen hochinteressanten Funden anderer Sparten, mit denen sich zum Beispiel auch die Geschichte der Ballonfahrt neu schreiben ließe oder die europäische Frauenbewegungsgeschichte, zu der ich einen eigenen unbekannten französischen Strang entdeckt habe, der zum Inhalt eines anderen Histoblogs der #femaleheritage-Blogparade der Monacensia München wird. An dieser Stelle bedanke ich mich herzlich bei den Organisatorinnen für die persönliche Einladung, für diese Aktion mein Wissen in mehreren Blogtexten präsentieren zu können. Dieser hier ist der erste in der Reihe. „Clara Schumann hat null Bock | #femaleheritage“ weiterlesen