Hilde Firtels blaues Kleid

Indigo © wikimedia.commons (gemeinfrei) Hilde Firtels blaues Kleid
Indigo © wikimedia.commons (gemeinfrei)

„In den Falten meines blauen Kleides
ruht ein matter Duft von deinen Küssen
und es ist, als ob die weiche Seide
deiner Hände Kosen treu bewahrte.

In den Falten meines blauen Kleides
webt Erinn’rung fort an tausend Träume,
die ich dir im Arme einst gesponnen.

Du gingst fort in weite weite Fernen,
mir blieb nichts als namenlose Sehnsucht
stumm drück ich die müdgeweinten Augen
in die Falten meines blauen Kleides.“
Hilde Firtel © Archiv Frau und Musik

Geschichte Hilde Firtels

Vieles ist über die 1991 gestorbene, jüdische, zum Katholizismus konvertierte Autorin, Komponistin, Übersetzerin und Poetin Hilde Firtel nicht bekannt, auch weil eine umfangreiche Biografie bislang fehlt. Sie wurde am 23. Juli 1910 in eine jüdische Familie in Wien hineingeboren. Ihr Vater war Immobilienhändler. Schon als 16-Jährige studierte sie neben der Matura an der Wiener Musikhochschule und schloss diese Ausbildung mit dem Dirigier-Diplom ab, was damals für Frauen noch als Seltenheit galt. Nach der sog. Machtergreifung Hitlers im Januar 1933 hatte sie noch ein umjubeltes Konzert im darauffolgenden Mai, als sie das Frauensinfonieorchester dirigierte; schon bald darauf sollten solche Auftritte nicht mehr möglich sein. Auch konvertierte oder atheistische Juden blieben für das NS-Regime immer noch Juden – Hilde Firtels Leben war in Deutschland massiv bedroht. Sie war gezwungen, zu emigrieren, um ihr Leben zu retten. 1937 trat sie in Mailand zum katholischen Glauben über. Von 1939 bis 1945 lebte sie in England. Leider haben sich viele ihrer Kompositionen, die vor oder in der Emigration entstanden sind, nicht erhalten oder sind verschollen.

Nachkriegszeit

In der Nachkriegszeit lebte sie als „Gesandtin ohne Diplomatenpass“ der katholischen Kirche in der Schweiz und in Frankfurt am Main, wo sie als Autorin und Übersetzerin über das Leben und Wirken vieler später Heiliggesprochener schrieb. Ihre Bücher über das Wirken und die Bedeutung der Maria wurden zu Standardwerken. In Deutschland und in der Schweiz baute sie die Legion Mariens auf.
Im Archiv Frau und Musik in Frankfurt am Main haben sich ihre originalen Noten erhalten – besonders die fünf Lieder für Singstimme und Kammerorchester lassen aufhorchen: Nicht nur die Musik, sondern auch die Liedtexte bzw. Gedichte stammen von ihr selbst.

Ihr Gedicht In den Falten meines blauen Kleides hat etwas sehr Berührendes an sich, etwas Zerbrechliches, etwas, das zerbrochen worden ist, sei es durch bewussten Abschied oder durch erzwungene Trennung durch politische Begebenheiten. An wen das Gedicht gerichtet ist, aus welcher Zeit es stammt, ist unbekannt. Seine Eindrücklichkeit soll dazu anregen, sich mit ihrem musikalisch-poetischen Werk für weitere Forschungen auseinanderzusetzen.

Wie und ob Hilde Firtel noch weiter komponiert hat, ob sie ihr geistiges Wirken mit dem musikalischen weiter verknüpfen konnte, muss ebenfalls noch näher untersucht werden.

https://de.zenit.org/articles/vor-genau-25-jahren-gestorben-hilde-firtel/
http://www.legion-mariens.de/hilde-firtel.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Hilde_Firtel
Ulrike Keil: „In den Falten meines blauen Kleides… Hilde Firtels musikalischer Nachlaß in die Bestände des Archivs in Kassel aufgenommen“, Info (Archiv Frau und Musik), vor 2001

Veröffentlicht am 9. November 2017

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