Neuer Essay über Elke Mascha Blankenburg (1943–2013)

Elke Mascha Blankenburg © Christel Becker-Rau. CC BY-SA 4.0
Elke Mascha Blankenburg © Christel Becker-Rau. CC BY-SA 4.0

Am kommenden Sonntag, am 17. November 2019, feiert das Archiv Frau und Musik sein 40-jähriges Bestehen im Frankfurter Römer in einem großen Festakt mit Musik von Frauen und legendären Wegbereiterinnen wie Prof. Dr. Eva Rieger.

Triebfeder zur Gründung dieses weltweit ältesten, größten und bedeutendsten Archivs für Musikgeschichte von Frauen war ELKE MASCHA BLANKENBURG (1943–2013). Als Dirigentin im Studium war sie selbst als Frau schwer diskriminiert  worden und fragte sich, wo der Anteil von Frauen an der Kultur- bzw. Musikgeschichte geblieben ist. Sie recherchierte und verfasste 1977 einen Aufsehen erregenden Artikel in der EMMA, in dem auch ihre Wut über dieses “Vergessen” klar zum Ausdruck kam, das auch hauptsächlich eine Verleugnung an Frauengeschichte war.

Daraufhin bekam sie unzählige entsetzte und gleichzeitig begeisterte Zuschriften, wie man diesen Zustand der “Vergessenheit” ändern könne: Frauen kamen zusammen, um in Archiven gezielt nach unbekannten Werken von Geschlechtsgenossinnen zu suchen, sie zu sammeln und aufzuführen. Aus dieser Gruppe heraus gründete sich der Internationale Arbeitskreis Frau und Musik e. V., der bis heute Träger des Archivs Frau und Musik ist.

Digitalisierung = Sichtbarmachung

Durch eine Projektförderung durch den i.d.a.-Dachverband aller deutschsprachigen FrauenLesbenarchive bzw. durch dessen Projekt Digitales Deutsches Frauenarchiv war es möglich, die Geschichte dieses so bedeutenden Archivs teilweise aufzuarbeiten. Im September 2019 ging dieses Projekt in einem feierlichen Festakt in der Humboldt-Universität zu Berlin online. Eine Reihe von Essays auch zur Frauenmusikgeschichte generell runden diese Arbeit ab.

Der erste Essay dieser Reihe ist eine umfangreichere Biografie zur Gründerin des Archivs Frau und Musik, Elke Mascha Blankenburg, den ich zusammen mit meiner Kollegin Anne-Marie Bernhard verfasst habe. Dieser Aufsatz ist zugleich die bislang umfangreichste Biografie Blankenburgs. Im Archiv Frau und Musik ist ihr gesamter Nachlass zu finden, der einst aus 17 vollgepackten Umzugskartons bestand – ideal, um daraus eine richtig große Arbeit zu schreiben.

Eine Liste, die im Archiv Frau und Musik anfragbar ist, bietet mehr als 50 Bachelor-, Master- und Dissertationsthemen rund um Frauenmusikgeschichte. Nutzen Sie diese kostbaren Schätze! Unterstützen Sie dieses Juwel an Geschichte, das sich seit starken Mittelkürzungen noch immer auf der Roten Liste bedrohter Kultureinrichtungen befindet.

Netzwerke für Frauen in der Musik: Radio zum Nachhören

Netzwerk © Susanne Wosnitzka
Netzwerk © Susanne Wosnitzka

Für die BR-Klassik-Sendung Allegro (3. Juli 2019) wurde ich zum Thema Warum gibt es so wenig Netzwerke für oder von Frauen in der Musik befragt, aber eigentlich muss man fragen: Es gibt sehr viele, aber warum kennt man sie nicht?

Eine Grundlage in Deutschland schuf dafür 1979 der Internationale Arbeitskreis Frau und Musik e. V., der auch das Archiv Frau und Musik gründete. Dieser Verein gilt als “Mutter” aller europäischen Frauenmusiknetzwerke, der auch eng mit dem Münchner Verein und Netzwerk musica femina münchen kooperiert. Auf der Website des Archivs findet man verschiedene Links, in denen Frauenmusiknetzwerke zusammengetragen wurden – je mehr, desto besser. Zu Frauenmusikinstitutionen gelangen Sie unter diesem Link, und zu vielen weiteren Online-Quellen und Social-Media-Empfehlungen unter diesem Link, die ich in meiner Arbeit für dieses  Archiv zusammengetragen habe.

Einen großartigen Einblick in Netzwerke von Frauen in der Musik weltweit gibt Mirca Lotz mit musicBYwomen. In einer Grafik zeigt sie klickbare miteinander vernetzte Frauenmusikwerke auf.

Dass man so wenig über Frauenmusiknetzwerke weiß, hängt damit zusammen, dass über viele Jahrhunderte und Jahrzehnte Musik von Frauen v. a. in der Musikforschung so gut wie nicht beachtet wurde und Musik von Frauen bzw. Komponistinnen nicht für gleichwertig erachtet wurden. Das brachte erst die Zweite Frauenbewegung mit sich seit Ende der 1960er Jahre. Trotz über 40 Jahren fundierter Forschung in diesem Bereich findet man die Leistungen von Komponistinnen und Dirigentinnen bis heute so gut wie nicht in Schulmusikbüchern oder als selbstverständlichen Anteil in der Lehre an Musikschulen und Musikhochschulen.
Man findet sie höchstens in Nebensätzen als “Frau von”, “Schwester von” oder “Muse von”, aber nicht als eigenständige Persönlichkeiten mit immensen Verdiensten für das Gesamt-Kulturleben. Und genau das spiegelt sich auch in ihrem extrem niedrigen Anteil im alltäglichen Leben und Kulturleben, im Radiobetrieb, im Konzert- und Bühnenprogramm wieder. Aktuelle Zahlen, Daten und Fakten dazu finden Sie unter diesem Link zu meiner Festrede zum 30jährigen Jubiläum von musica femina münchen e. V., die zu einer Zornrede wurde.

Es ist längst Zeit, diese traurigen und beschämenden Zahlen zu ändern, vor allem dann, wenn es eigentlich wirklich nur um gute Musik geht.

Das Archiv Frau und Musik vorgestellt!

Im Archiv Frau und Musik. Bildkombination aus Werken von Susanne Wosnitzka/Edith Schmidt gen. Steinhoff © Gaby dos Santos
Im Archiv Frau und Musik. Bildkombination aus Werken von Susanne Wosnitzka/Edith Schmidt gen. Steinhoff © Gaby dos Santos

Erstmals veröffentlicht am 22. Mai 2015

Von außen ein unscheinbarer, heller Backsteinbau entpuppen sich die hoffmanns höfe als erstaunlich lebendig. In diesem Konglomerat aus Tagungsräumen, einem Hotel und Bürozimmern – einer gemeinnützigen Gesellschaft für Bildung und berufliche Integration – befindet sich das Archiv Frau und Musik, das weltweit älteste, größte und bedeutendste Archiv zu Musik von Frauen aus aller Welt.

Zauberwelt Archiv Frau und Musik

Stille. Hin und wieder knarzendes Parkett. Das knitzerige Geräusch umblätternder Seiten. Sonnenstrahlen, die durchs Fenster fallen, in denen vereinzelt winzige Staubpartikel schillern, die langsam, langsam zu Boden driften. Ein gewisser Geruch in der Luft, der altem Papier zu eigen ist. Friedvolle Häuslichkeit. Räume, die Geschichte atmen. Eine ganz besondere, verkannte, unglaublich aufregende Geschichte…

Hier gehts weiter mit dem Text, den ich als Gastbeitrag für Gaby Dos Santos (bekannte Münchner Musiktheatercollagistin) für ihren jourfixeblog schrieb. „Das Archiv Frau und Musik vorgestellt!“ weiterlesen